MotoGP-Finale 2020: Wer wird Vize-Weltmeister?

19. Nov.
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Sechs Piloten kämpfen um den Titel des MotoGP-Vizeweltmeisters. Entscheidung in Moto2 und Moto3 fällt im Finale.

Mit der Premiere der Motorrad-WM auf dem Algarve International Circuit in Portimao (Portugal) geht an diesem Wochenende die Saison 2020 in den Klassen MotoGP, Moto2 und Moto3 zu Ende. Während der MotoGP-Weltmeister in Person von Suzuki-Pilot Joan Mir bereits feststeht, kämpfen am Sonntag in der Moto2-Klasse noch vier Piloten (Enea Bastianini, Sam Lowes, Luca Marini und Marco Bezzecchi) und in der Moto3-Klasse noch drei Piloten (Albert Arenas, Ai Ogura und Tony Arbolino) um den WM-Titel.

In der Königsklasse MotoGP geht es in der Fahrerwertung "nur" noch darum, wer Vizeweltmeister wird. Durch 20 Punkte getrennt kommen dafür aber noch sechs Piloten in Frage: Franco Morbidelli, Alex Rins, Maverick Vinales, Fabio Quartararo, Andrea Dovizioso und Pol Espargaro.

Abgesehen davon ist der WM-Titel in der Herstellerwertung noch zu vergeben. In dieser liegen Suzuki und Ducati vor dem letzten Rennen punktgleich an der Spitze. Auch Yamaha hat noch Chancen, die aber seit dem Punktabzug für Jerez 1 deutlich kleiner geworden sind.

Suzuki, wo man in Valencia 2 neben dem Fahrertitel für Joan Mir auch den Teamtitel bereits feiern durfte, könnte den Titelhattrick schaffen. Zudem könnte Mirs Teamkollege Alex Rins in der Fahrerwertung für ein 1-2-Ergebnis für die Hellblauen aus Japan sorgen.

Morbidelli hat in Portimao schon gewonnen

Die von den Punkten her beste Ausgangsposition für den Vizetitel hat Franco Morbidelli, der zuletzt in Valencia 2 seinen dritten Saisonsieg eingefahren hat. Der Italiener, der im Petronas-Yamaha-Team nicht die ganz aktuelle Spezifikation der M1 fährt, hat vier Punkte Vorsprung auf Rins und sagt über die Strecke in Portimao: „Ich fuhr hier im Jahr 2013 schon mal ein Rennen."

Damit erinnert Morbidelli an die Superstock-600-EM, in der er in jener Saison 2013 das Rennen in Portimao gewann und am Saisonende den Titel holte. Abgesehen davon kennt Morbidelli die portugiesische Berg-und-Talbahn genau wie seine Konkurrenten um den MotoGP-Vizetitel 2020 vom Anfang Oktober eingelegten Testtag mit Serienmotorrädern.

„Ich bin gespannt, wie sich diese Strecke auf einem MotoGP-Bike präsentieren wird. Sie sorgt für viel Adrenalin und was unser Paket betrifft, habe ich ein gutes Gefühl", so Morbidelli.

Rins darf auf Hilfe von Mir hoffen

Rins merkt an: „Mit der Chance auf den Vizetitel anzutreten, ist natürlich sehr schön. Ich freue mich, denn die Strecke macht Spaß. Ich habe es genossen, hier mit dem Straßenmotorrad gefahren zu sein. Unser Ziel ist der Herstellertitel für Suzuki und mein Ziel ist der zweite Platz in der Fahrerwertung."

„Die WM auf dem zweiten Platz abzuschließen wäre natürlich ein Traum für mich und für das Team. Aber es gibt da noch zwei, drei andere Fahrer und die fahren alle eine Yamaha. Ich glaube, alle drei werden stark sein, weil die Yamaha ganz gut zu funktionieren scheint. Morbidelli war zuletzt richtig stark. Ich kann nur sagen, dass ich 100 Prozent geben werde", so Rins.

Kann Rins im Fall der Fälle auf Hilfe von seinem bereits als Weltmeister feststehenden Teamkollegen Joan Mir zählen? „Gestern haben Joan und Davide Brivio darüber gesprochen. Da sagte Joan, wenn er etwas tun kann, um mir zu helfen, dann wird er das tun", bemerkt Rins. Mir bestätigt dies, indem er sagt: „Ich habe kein Problem damit, ihm zu helfen."

Vinales: „An der Zeit, mal wieder ein gutes Rennen zu haben"

Während Rins vor dem Finale nur vier Punkte auf Morbidelli fehlen, liegt Yamaha-Werkspilot Maverick Vinales als aktuell Vierter der Tabelle schon 15 Punkte hinter seinem Markenkollegen Morbidelli zurück.

Wie geht Vinales das Wochenende an? „Wir hatten zuletzt einige schlechte Rennen. Jetzt ist es an der Zeit, mal wieder ein gutes zu haben. Ich werde versuchen, ein perfektes Rennen hinzulegen. Meine Einstellung ist positiv, denn viel schlechter als zuletzt kann es nicht werden."

„Wir wollen uns verbessern und ich will es einfach genießen. Schließlich ist es das letzte Rennen in diesem Jahr", sagt Vinales und schiebt hinterher: „Mein Ziel ist es, das Rennen zu gewinnen."

Quartararo hat Vierstufenplan für das Finale

Zwei Punkte hinter Vinales rangiert Fabio Quartararo, der am vergangenen Sonntag in Valencia 2 gestürzt ist. Damit hat der Tabellenführer vom Saisonbeginn seine dritte Nullnummer des Jahres verbucht und ist mittlerweile mit 17 Punkten Rückstand auf Petronas-Teamkollege Morbidelli nur noch Fünfter der Tabelle.

Für Portimao hat Quartararo einen Vierstufenplan: „Erstens geht es mir an diesem Wochenende darum, Spaß zu haben. Zweitens will an mir selbst arbeiten, um mich auf das Rennen vorzubereiten. Drittens will ich natürlich auch am Bike arbeiten und herausfinden, wo wir die Abstimmung verbessern können. Und viertens geht es darum, auf welcher Position ich die Weltmeisterschaft abschließen kann."

„Wenn ich Spaß habe, werde ich auch schnell sein. Und wenn ich schnell bin, werde ich um Topplatzierungen mitkämpfen können. Daraus ergibt sich dann automatisch die Position in der Weltmeisterschaft", so Quartararo.

Dovizioso blickt bei seinem Ducati-Abschied auf die Hersteller-WM

Punktgleich mit Quartararo geht Andrea Dovizioso in sein letztes Rennen nach acht Jahren als Ducati-Werkspilot. Für 2021 hat der Italiener schon angekündigt, ein Jahr MotoGP-Pause einzulegen. Ob er 2022 bei einem anderen Hersteller zurückkehrt, ist offen.

„Wir wollen das Jahr mit einem guten Ergebnis abschließen, denn wir kämpfen noch um den WM-Titel", sagt Dovizioso und meint damit natürlich nicht den Fahrertitel, sondern den Herstellertitel.

Seine eigenen Aussichten auf den Vizetitel in der Fahrerwertung bezeichnet "Dovi" als "ziemlich schwierig, weil Franco ein bisschen zu weit voraus liegt. Andererseits ist alles offen, weil es eine komplett neue Strecke ist".

Espargaro vor seinem letzten Rennen als KTM-Pilot

Und auch Pol Espargaro, der mit 20 Punkten Rückstand auf Morbidelli in das Saisonfinale geht, hat rechnerisch noch Chancen auf den Vizetitel. Genau wie für Dovizioso bei Ducati markiert das Wochenende auch für Espargaro den Abschied von seinem langjährigen Arbeitgeber. Nach vier Jahren bei KTM wechselt der Spanier zur kommenden Saison zu Honda.

„Wir haben davon geträumt, in der Position zu sein, in der wir jetzt sind", denkt Espargaro an den Beginn des MotoGP-Projekts von KTM zurück und unterstreicht: „Dass wir jetzt beim letzten Rennen um die Top 5 in der WM kämpfen, fünf Podestplätze und zwei Pole-Positions eingefahren haben, ist surreal."

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