MotoGP Spielberg 2: Brad Binder gewinnt Flag-to-Flag-Krimi vor Ducati

15. Aug.
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In einem dramatischen Rennen, das auf trockener Strecke begann und auf nasser Strecke endete, zauberte sich Brad Binder zu seinem zweiten MotoGP-Sieg.

Der KTM-Pilot blieb trotz eines späten Regenschauers auf Slicks und überquerte die Ziellinie schließlich mit knapp zehn Sekunden Vorsprung.

"Das war wirklich unheimlich! Als es anfing zu regnen und alle an die Box kamen, habe ich auf Risiko gesetzt. Das ging anfangs noch ganz gut, aber dann wurde der Regen stärker. Meine Bremsen kühlten ab", beschrieb Binder die letzten Runden.

"Am Schluss konnte ich das Motorrad kaum halten, weil ich fast keine Bremswirkung mehr hatte. Da dachte ich schon, das Rennen wäre vorbei." Doch der KTM-Pilot blieb sitzen und war für den Rest des Feldes uneinholbar.

Ducati-Piloten mit Regenreifen im Schlusssprint

Francesco Bagnaia und Jorge Martin, die das Rennen im Trockenen zwischenzeitlich angeführt hatten, wechselten in der Schlussphase auf Regenreifen und fuhren damit aufs Podest. "Die Entscheidung zum Motorradwechsel ist mir nicht leicht gefallen", gab Bagnaia zu. "Glückwunsch an Brad, der mit den Slicks im Regen unglaublich gefahren ist."

"Wir haben es probiert. Am Ende dachte ich, dass ich Vierter wäre, aber es war sogar der zweite Platz. Ich glaube, der erste Sieg ist nicht mehr weit. Es fehlt uns nur noch ein kleines bisschen. Heute hatten wir alles unter Kontrolle, aber nicht den Regen."

Martin feierte nach seinem Sieg in der Vorwoche ein weiteres Podium. "Das war unglaublich heute! Im Trockenen verlor ich bisschen den Anschluss, weil ich Probleme mit den Reifen bekam. Ich fürchtete sogar einen Reifenplatzer. Dann aber kam der Regen", resümierte der MotoGP-Rookie sein Rennen bis zum Bikewechsel.

"Kurz vor Schluss war ich Elfter oder Zwölfter und dachte, ich hätte mein Rennen zerstört. Am Schluss waren alle so langsam. Da habe ich dann einfach wie verrückt gepusht."

Der dramatische Rennverlauf in Spielberg im Detail

Vor dem Start richteten sich die Blicke vor allem gen Himmel, denn es bahnten sich die ersten dunklen Wolken an. In der Boxengasse standen die Zweitbikes für ein mögliches Flag-to-Flag-Rennen bereit. In der Startaufstellung waren alle mit Slicks bereift. Vorne dominierte die harte, hinten die Medium-Mischung.

Wie schon vor einer Woche stand MotoGP-Rookie Martin auf der Poleposition und teilte sich Reihe eins mit Quartararo und Bagnaia. Unmittelbar dahinter stellten sich Johann Zarco, Marc Marquez und Jack Miller auf.

Den besten Holeshot erwischte Martin, der seine Pole in eine frühe Führung umwandelte. Quartararo musste in Kurve 1 weit gehen und verlor Positionen an Zarco und Martin. Noch im Verlauf der ersten Runde übernahm Bagnaia die Führung.

Kurz nach dem Start wurde bereits weiße Flaggen geschwenkt. Die Fahrer durften nun also Bikes wechseln, sollte stärkerer Regen einsetzen. Der Stand nach Runde 1: Bagnaia, Martin, Zarco, Marc Marquez, Miller und Quartararo.

Marquez war als Einziger mit dem weichen Reifen am Hinterrad unterwegs und bahnte sich seinen Weg nach vorn. Mit Anbruch der dritten Runde war der Spanier bereits Dritter und legte sich kurz darauf Zarco zurecht, um Rang zwei zu übernehmen. Vorne hatte sich Bagnaia bereits einen kleinen Vorsprung erarbeitet.

Dahinter lag alles eng beisammen. Marquez kämpfte mit Martin, Quartararo klopfte - vorbei an Miller - bereits bei Zarco an. Hinter ihm riss eine kleine Lücke zum Rest der Verfolger mit Miller, Mir und Binder auf.

Nach fünf Runden war der Vorsprung von Bagnaia wieder auf ein Minimum geschrumpft. Doch noch behielt der Italiener die Führung, denn hinter ihm duellierten sich Martin und Marquez. Auch Quartararo mischte mit. Es entbrannte ein enger Dreikampf, den Quartararo für sich entschied, um Platz zwei zu übernehmen.

In Runde acht setzte er eine erste Attacke gegen Bagnaia und ging vorbei, verlor den Platz im nächsten Umlauf aber bereits wieder. Es wurden Regenflaggen geschwenkt, doch es schien nur punktuell zu tröpfeln. Alle Fahrer blieben draußen.

In den nächsten Runden blieb die Reihenfolge konstant: Bagnaia bestimmte die Pace vor Quartararo, Marc Marquez und dem Pramac-Duo. Miller hatte auf Platz sechs liegend bereits mehr als eine Sekunde Rückstand auf die Top 5. In Runde elf überholte ihn Mir in dem Vorhaben, die Lücke nach vorn zu schließen.

Zur Rennmitte setzten sich Bagnaia, Quartararo und Marquez weiter vom Rest des Feldes ab. Martin musste abreißen lassen und bekam zudem noch eine Tracklimits-Warnung. Dahinter befand sich Mir auf dem Vormarsch. Er war unmittelbar dran Zarco, während Miller durch Binder unter Druck geriet.

Zehn Runden vor Rennende kam es zum ersten Sturz: In Kurve 9 rutschte Zarco übers Vorderrad weg und musste aufgeben. Insbesondere mit Blick auf die WM ist es ein herber Rückschlag für den Franzosen, der noch vor dem Rennen Rang zwei hielt.

Kurz nach diesem Ausfall profitierte Marquez von einem Fehler Quartararos in Kurve 3, um Platz zwei zu übernehmen. Nur einen Umlauf später passierte dasselbe mit Bagnaia, doch Marquez' Führung währte nur kurz. Bagnaia ging wieder vorbei.

Derweil wurden erneut Regenflaggen geschwenkt. Ab da überschlugen sich die Ereignisse. Bei noch fünf zu fahrenden Runden bogen die Ersten an die Box ab, um auf Regenreifen zu wechseln. Das Feld aus jenen, die noch auf Slicks unterwegs waren, schob sich urplötzlich zusammen.

Marquez ging in Führung, dahinter kämpfte Quartararo gegen die Ducatis um Positionen. Auch Mir und Binder mischten mit. Es regnete stärker und die Top 5 fuhren geschlossen an die Box. Binder lag auf einmal in Führung, Aleix Espargaro war Zweiter, Rossi Dritter! Alle auf Slicks unterwegs.

Marquez reihte sich nach dem Boxenstopp auf Platz zehn ein und stürzte kurz darauf. Binder führte weiter, und das mit mehr als sieben Sekunden Vorsprung. Nur noch zwei Runden waren zu fahren. Und der KTM-Pilot zauberte, um sein Bike auf nasser Strecke noch ins Ziel zu bringen.

Espargaro und Lecuona verloren ihre möglichen Podestplätze noch im letzten Umlauf, denn Bagnaia, Martin und Mir kamen von hinten auf Regenreifen angerauscht. Die beiden Ducati-Piloten sicherten sich so noch die Plätze zwei und drei, während Mir Vierter wurde. Luca Marini pokerte sich auf Slicks in die Top 5.

Lecuona lief als Sechster ein, gefolgt von Quartararo, Rossi, Alex Marquez und Aleix Espargaro. Marc Marquez hob sein Bike nach dem Sturz wieder auf und holte als Fünfzehnter noch einen Punkt.

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