Misano-Test am Mittwoch: 2022er-Bikes auf dem Prüfstand

23. Sept.
In Misano ging am Mittwoch der zweitägige MotoGP-Test zu Ende.

Foto: Dorna Sports

Die Teams nutzen den letzten Test vor dem Saison-Ende intensiv für Vergleiche zwischen 2022er- und aktuellen Bikes - zwei Piloten geben an Tag 2 ihre MotoGP-Premiere.

Plangemäß ging auf dem Misano World Circuit Marco Simoncelli am Mittwoch bei besten äußeren Bedingungen der zweitägige MotoGP-Test zu Ende. Den Probelauf nutzten die Hersteller bereits intensiv als Vorbereitung auf die kommende MotoGP-Saison 2022.

Wie schon beim Test-Auftakt am Dienstag waren auch an Tag 2 wieder 25 Piloten auf der Strecke im Einsatz. Dabei drehten die aktuellen Moto2-Titelrivalen Remy Gardner und Raul Fernandez ihre erste Runden auf einem MotoGP-Bike. Beide fuhren eine KTM RC16 des Tech-3-Teams, für das sie 2022 als Rookies in der Königsklasse an den Start gehen werden.

Weil Tech 3 Gardner und Fernandez fahren ließ, kamen die beiden Noch-Stammpiloten Danilo Petrucci und Iker Lecuona am zweiten Testtag nicht mehr zum Einsatz. Vor allem Lecuona war mit dieser Entscheidung alles andere als happy, wie der Spanier mehr als deutlich zu verstehen gab.

Bestzeit für Aprilia, Ducati macht früher Schluss

Die Tages-Bestzeit ging am Mittwoch an Aprilia-Pilot Aleix Espargaro. Mit 1:31.584 Minuten war er auf vergleichbarem Level unterwegs wie Ducati-Star Francesco Bagnaia bei seiner Top-Zeit am Dienstag (1:31.524 Minuten). Bagnaias Pole-Zeit vom Samstag war eine halbe Sekunde schneller. Allerdings standen beim zweitägigen Test die ultimativen Rundenzeiten nicht im Vordergrund.

Bei Aprilia wurde das Test-Programm mit der neuen Aerodynamik für die RS-GP fortgesetzt. Dieses hatte man tags zuvor mit Espargaro, Maverick Vinales und auch Testfahrer Lorenzo Savadori begonnen. Am Mittwoch waren erneut jene Winglets zu sehen, die kleiner sind als die Flügel in der aktuellen Saison.

Weil es in der Saison 2022 erlaubt sein wird, zwei unterschiedliche Aero-Konfigurationen homologieren zu lassen, kann man sich das laut Espargaro auch gut vorstellen. Dadurch wäre es möglich, je nach Strecken-Charakteristik die passende Konfiguration einzusetzen. Andere Hersteller dürften diesem Beispiel folgen.

Bastianini erneut von Sturz gestoppt

Ducati setzte die Tests mit der neuen Verkleidung fort, die man tags zuvor mit Francesco Bagnaia und Jack Miller begonnen hatte. Beide Werkspiloten erhielten am zweiten Testtag Unterstützung durch Testfahrer Michele Pirro. Der Italiener fuhr anstelle von Pramac-Ducati-Pilot Johann Zarco, weil der sich in Frankreich planmäßig einer Armpump-OP unterzog. Zarcos Teamkollege Jorge Martin fuhr dagegen auch den zweiten Testtag, an dem Bagnaia und Miller schon früh ihr Programm abgespult hatten und somit früh Feierabend machten.

Auch bei die beiden Esponsorama-Ducati-Piloten Enea Bastianini und Luca Marini waren wieder im Einsatz. Im Falle von Bastianini aber war es wie schon tags zuvor ein kurzer Arbeitstag. Dienstags hatte "La Bestia" infolge eines Sturzes nach nur elf Runden Feierabend machen müssen. Am Mittwoch stürzte der Drittplatzierte des Rennens vom vergangenen Sonntag erneut, diesmal in Kurve 16, und kam sogar nur auf zehn Runden. Daher halten sich die Erfahrungswerte mit dem neuen Getriebe, das man für die GP19 von Bastianini dabei hatte, in Grenzen.

Suzuki mit neuem Chassis - Einsatz noch 2021?

Suzuki rückte am Mittwoch erstmals mit einem neuen Chassis aus, nachdem man tags zuvor den 2022er-Motor im aktuellen Chassis probiert hatte. Zusammen mit der Neuerung präsentierten die Japaner auch eine neue Verkleidung für die GSX-RR. Ob das Renn-Debüt des neuen Chassis erst 2022 oder sogar noch in diesem Jahr folgt, bleibt abzuwarten. Im Team hofft man dem Vernehmen nach auf einen schnellstmöglichen Einsatz.

Im Einsatz war für Suzuki am Mittwoch neben den beiden Stammpiloten Joan Mir, der einen Sturz verzeichnete, und Alex Rins auch Testfahrer Sylvain Guintoli. Am Dienstag hatte der Franzose noch gefehlt, nachdem er erst am letzten Sonntag zusammen mit Xavier Simeon und Gregg Black beim Langstrecken-Klassiker Bol d'Or in Le Castellet triumphierte.

Für Honda probierte am Mittwoch auch Pol Espargaro das 2022er-Bike, das tags zuvor schon von Teamkollege Marc Marquez und Testpilot Stefan Bradl gefahren wurde. Marquez drehte am Mittwoch weitere Runden mit der Neuentwicklung, wobei diese sich in einigen Bereich von der Version unterschied, die Espargaro fuhr. Im Gegensatz dazu waren die beiden LCR-Piloten Takaaki Nakagami und Alex Marquez mit der 2021er-Honda unterwegs. Espargaro rollte in der letzten halbe Stunde des Tests aus. Bradl war am Mittwoch gar nicht mehr auf der Strecke.

Rossis letzter Test: Dovizioso auf Augenhöhe

Bei Yamaha gab es wie schon am Dienstag Vergleichs-Tests zwischen 2021er- und 2022er-Bike, die vom Werks-Duo Fabio Quartararo und Franco Morbidelli in Angriff genommen wurden. Mit konkreten Aussagen zur neuen M1 hielt sich Quartararo am Dienstag aber vorerst zurück. Morbidellis Test-Programm wurde zum einen durch sein noch nicht wieder voll belastbares linkes Knie beeinträchtigt, zum anderen durch zwei Stürze am Mittwochvormittag.

Für Petronas-Yamaha griffen wie tags zuvor die Routiniers Valentino Rossi und Andrea Dovizioso in den Lenker. Ihre jeweiligen Bikes lagen von der technischen Spezifikation her aber um zwei Jahre auseinander. Ungeachtet dessen waren Rossi und Dovizioso quasi gleichschnell. "Dovi" kommt mit der 2019er-M1 schon deutlich besser zurecht als noch vor wenigen Tagen bei seinem Renn-Debüt. Für Rossi auf der 2021er-M1 war es nach aktuellem Stand der letzte Test-Einsatz seiner langen MotoGP-Karriere. Allerdings schließt der "Doctor" für die Zeit ab 2022 nicht aus, nochmals zu testen, falls er die MotoGP vermissen sollte.

Gardner und Fernandez mit MotoGP-Premiere

Im KTM-Lager waren die Augen am Mittwoch auf die beiden Debütanten Remy Gardner und Raul Fernandez gerichtet. Sowohl der Australier als auch der Spanier legten für Tech 3 ihre ersten MotoGP-Runden überhaupt zurück. Während sich Gardner bei seinem Debüt in Kurve 10 direkt auf die Nase legte, blieb Fernandez sitzen und war gut eine halbe Sekunde schneller.

Für das KTM-Werksteam war neben den beiden Stammpiloten Brad Binder und Miguel Oliveira auch Testfahrer Dani Pedrosa wieder im Einsatz. Am Vormittag aber gab es an seiner RC16 ein technisches Problem. Die meisten Runden (109) aller Piloten am zweiten Testtag fuhr Maverick Vinales auf der Aprilia.

Der Misano-Test war der einzige MotoGP-Probelauf seit Saisonbeginn, bei dem alle Teams vor Ort waren. Zwar gibt es in diesem Jahr noch einen weiteren Test, der aber findet erst nach dem Saison-Ende statt. Am 18./19. November - und damit wenige Tage nach dem Saison-Finale in Valencia - testen die Teams in Jerez.

Misano-Test - Ergebnisse am Mittwoch:

  • 01. Aleix Espargaro (Gresini-Aprilia) - 1:31.584 Minuten (82 Runden)
  • 02. Francesco Bagnaia (Ducati) +0,080 Sekunden (39)
  • 03. Joan Mir (Suzuki) +0,123 (68)
  • 04. Takaaki Nakagami (LCR-Honda) +0,151 (67)
  • 05. Jack Miller (Ducati) +0,214 (81)
  • 06. Pol Espargaro (Honda) +0,342 (89)
  • 07. Fabio Quartararo (Yamaha) +0,375 (77)
  • 08. Maverick Vinales (Gresini-Aprilia) +0,418 (109)
  • 09. Miguel Oliveira (KTM) +0,552 (71)
  • 10. Marc Marquez (Honda) +0,567 (69)
  • 11. Luca Marini (Esponsorama-Ducati) +0,572 (64)
  • 12. Brad Binder (KTM) +0,591 (83)
  • 13. Alex Marquez (LCR-Honda) +0,675 (90)
  • 14. Michele Pirro (Ducati) +0,747 (61)
  • 15. Alex Rins (Suzuki) +0,768 (77)
  • 16. Jorge Martin (Pramac-Ducati) +0,828 (34)
  • 17. Franco Morbidelli (Yamaha) +1,051 (38)
  • 18. Andrea Dovizioso (Petronas-Yamaha) +1,246 (79)
  • 19. Valentino Rossi (Petronas-Yamaha) +1,258 (42)
  • 20. Dani Pedrosa (KTM) +1,375 (53)
  • 21. Enea Bastianini (Esponsorama-Ducati) +1,391 (10)
  • 22. Raul Fernandez (Tech-3-KTM) +2,404 (51)
  • 23. Lorenzo Savadori (Gresini-Aprilia) +2,459 (60)
  • 24. Sylvain Guintoli (Suzuki) +2,557 (33)
  • 25. Remy Gardner (Tech-3-KTM) +3,057 (47)
  • 26. Stefan Bradl (Honda) - ohne Zeit
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