Neo-ÖTV-Sportchef Melzer: „Großes Ziel ist heuer noch London“

27. Okt.
Person, Human, Sports

Foto: (C) GEPA pictures/ Patrick Steiner

Zum Abschluss seiner Karriere will Jürgen Melzer die ATP-Finals in London spielen. Und wegen der Zuschauer auch noch noch Australien.

Seinen ersten Turnier-Eintrag auf der ATP-Homepage hat Jürgen Melzer im Februar 1998 mit einem Österreich-Future erhalten. Bald schon wird der letzte Eintrag in der langen Karriere des mittlerweile 39-Jährigen erfolgen. Geht es nach Plan, werden es die Australian Open im kommenden Jänner sein, sollte sich für ihn nicht noch im Halbjahr danach das eine oder andere Genussprojekt ergeben. Melzers letztes großes sportliches Ziel sind freilich die ATP-Finals im November in London.

Das stellte der am Nationalfeiertag mit Februar 2021 zum neuen Sportlichen Leiter im Österreichischen Tennisverband (ÖTV) bestellte Niederösterreicher deutlich klar. „Das große Ziel heuer ist natürlich London. Wir (er und sein Doppelpartner Edouard Roger-Vasselin/FRA) haben uns durch den Sieg in St. Petersburg da in eine Position gebracht, wo wir wieder mitten dabei sind", sprach Melzer den Mitte Oktober in Russland eingefahrenen ATP-500-Turniersieg an.

Das Duo hat sich damit auf Platz sieben im "Race" vorgearbeitet, acht Tickets sind zu vergeben. Vier davon sind fix weg, zwei weitere Paare nach Melzers Einschätzung eher außer Reichweite. „Jetzt geht es noch um die letzten zwei Spots. Mir würde es extrem taugen, wenn ich zum Abschluss meiner Karriere noch einmal nach London fahren könnte. Auch wenn es ohne Zuschauer wahrscheinlich stattfindet. Aber trotzdem wäre das schon ein sehr, sehr schöner Abschluss."

Treffen mit Oliver Marach

In der ersten Doppelrunde von Wien stellt sich Melzer/Roger-Vasselin ausgerechnet ein Österreicher in den Weg. Denn das Los brachte als Gegner den Steirer Oliver Marach und den Briten Daniel Evans. Rot-weiß-rote Schützenhilfe hätte es dafür fast am Montag gegeben, als Dennis Novak und Dominic Thiem beim Erste Bank Open nur knapp Jamie Murray/Neal Skupsky unterlagen. Die Briten liegen im Streben um den für 15. bis 22. November angesetzten Saisonabschluss unmittelbar hinter Melzer/Roger-Vasselin.

Dass es Melzer nicht schon mit Saisonende sein lässt, sondern zum Abschluss seiner Laufbahn auch noch Australien mitnimmt, hat für ihn zwei Gründe. Einerseits, dass es in "Down Under" im Gegensatz zu London voraussichtlich Zuschauer geben wird. „Und ich möchte nicht mein letztes Spiel vor leeren Rängen bestreiten. Auf der anderen Seite würde ich gerne noch einmal ATP-Cup (Anm.: um Neujahr) spielen. Jeder weiß, wieviel Spaß mir Teambewerbe machen."

Davis Cup-Einsatz fiel "dank" Corona ins Wasser

Um die Chance auf noch einen Davis Cup-Einsatz ist der Familienvater durch die Coronavirus-Pandemie umgefallen, das heurige Finalturnier wurde auf Ende November 2021 verschoben. Melzer ist mit 38 Länderkämpfen bzw. 78 Matches ÖTV-Rekordspieler, war immer für den Davis Cup bereit. Nicht bei allen Spielern war das stets der Fall. Als ÖTV-Mann hat der Deutsch-Wagramer nun bald ein Mit- und Nebeneinander mit dem Austrian Tennis Committee (ATC) zu finden, das auch seinen eigenen Weg geht.

Dass es aber soweit geht, dass die ATC-Spieler wie Dominic Thiem, Dennis Novak und Jurij Rodionov für das Finalturnier absagen, schließt Melzer aus. „Soweit ich die Burschen kenne, die sind alle richtig heiß auf Madrid. Ich mache mir im Moment weniger Sorgen, dass da ein Machtspielchen entsteht. Denn ich sehe den Grund nicht dafür, dass man einen Spieler für den Davis Cup nicht abstellt. Ich glaube die Spieler so gut zu kennen, dass sie 2021 für Österreich in Madrid aufschlagen werden."

Auf Instagram bedankte sich Melzer bereits emotional bei seinen Wegbegleitern, seiner Familie und den Fans. „Ich habe mit neun Jahren zu spielen begonnen und nie zu träumen gewagt, mich einmal ehemaliger Top-Ten-Spieler im Einzel und Doppel nennen zu können. Tennis wird immer einen Platz in meinem Herzen haben", steht u.a. zu lesen. Eine der zahlreichen Reaktionen kam von Thiem: „Viel Erfolg für die neue Aufgabe - die Zukunft des österreichischen Tennis ist bei dir in den besten Händen." (APA/Red)

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