Qualifying: Der Reifen-Krimi entscheidet die WM

11. Dez.

Foto: (C) Mark Thompson/Getty Images) // Getty Images / Red Bull Content Pool

Max Verstappen holte sich im Qualifying zum Großen Preis von Abu Dhabi die Pole Position. Allerdings geht er mit einem vielleicht entscheidenden Nachteil ins Rennen.

Max Verstappen geht in Abu Dhabi aus der Pole Position in das Formel 1-Rennen der WM-Entscheidungen. Der Red Bull-Pilot deklassierte am Samstag im Qualifying die Konkurrenz inklusive Mercedes-Star Lewis Hamilton um fast vier Zehntel und mehr und startet am Sonntag von ganz vorne. Allerdings muss der Niederländer im Yas Marina Circuit nach einem Bremsplatten mit der weichsten Reifenmischung losfahren, während Mercedes eine andere Strategie anwenden wird.

Das 22. und entscheidende Rennen am Sonntag, bei dem es um den Fahrer- und den Konstrukteurs-Titel geht. Die Spannung im Titelduell könnte größer nicht sein. Verstappen war nach dem Heim-Sieg in Österreich Anfang Juli schon 32 Punkte vorausgelegen. Vor dem Finale liegen Verstappen und Hamilton nach drei Siegen des Briten in Folge aber mit 369,5 Zählern gleichauf.

Der Niederländer hat jedoch einen Saisonsieg mehr vorzuweisen und wäre bei einem Ausfall beider Piloten erstmals Champion. Für Hamilton geht es um den bereits achten Titel, mit dem er vor dem Deutschen Michael Schumacher alleiniger Leader der ewigen Bestenliste wäre.

Notgedrungen rote Soft-Pneus aufgezogen

Das letzte und wichtigste Qualifying des Jahres ging in den VAE bei Abenddämmerung und Flutlicht in Szene. Pole ist hier trotz eines massiven Streckenumbaues, der die Runde wesentlich flüssiger macht, mitentscheidend. Die letzten sechs Sieger fuhren jeweils von ganz vorne los.

Verstappen hatte seinen zunächst als womöglich Renn- und WM-entscheidend gehaltenen Moment im mittleren Quali-Abschnitt, als er sich bei einem seiner für das Rennen gedachten Medium-Reifen (gelb) beim Anbremsen von Kurve eins einen Bremsplatten zuzog. Bei Red Bull zog man daraufhin notgedrungen die "roten" Soft-Pneus auf, mit denen der Niederländer dann auch seine beste Q2-Zeit erzielte.

Wie sein Teamkollege Sergio Perez wird Verstappen am Sonntag damit regelkonform auf der weichsten Reifenmischung starten und eine gänzlich andere Strategie als die auf den haltbareren Medium-Gummis startenden Mercedes verfolgen müssen. Den weichen Reifen wird keine lange Haltbarkeit beschieden. Ein sehr früher Stopp bei Red Bull zeichnet sich ab. Letztlich verblüffte Verstappen im entscheidenden Quali-Moment aber mit Fabelrunden und klarer Bestzeit vor Hamilton.

„Mir war wichtig, die Hand auszustrecken"

Hamilton hatte schon am Vormittag im letzten und noch bei Tageslicht und höheren Temperaturen absolvierten Training vor dem Qualifying Bestzeit erzielt. Bei Red Bull hatte man da angesichts der offensichtlichen Schwäche beim Fahrverhalten des RB16 B auf der einzelnen Runde längst auf Longruns und die Renn-Vorbereitung gesetzt.

"Es ist doch eine ganz andere Situation als in anderen Jahren. Es ist so viel mehr Spannung und Druck drin. In allen Bereichen, in der Mechanik, der Psyche, alles ist angespannt", gestand der 78-jährige Grazer Dr. Helmut Marko.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff hatte nach dem P3 zufrieden registriert, „dass wir auf einer Runde einen Tick schneller sind." Angespannt sei auch er. Ob Hamilton Nerven zeigen werde? „Lewis ist unser geringstes Problem. Er ist bärenstark und relaxed. Wir müssen ihm nur ein Auto unter den Hintern stellen, mit dem er performen kann", erklärte der Wiener.

Wolff und Red Bull-Teamchef Christian Horner hatten nach Wochen der Verbalinjurien einander am Freitag bei der Teamchef-Pressekonferenz die Hände geschüttelt und sich "Viel Glück" gewünscht. „Mir war wichtig, die Hand auszustrecken", erklärte Wolff. „Letztlich haben wir das ganze Jahr gekämpft. Möge der Bessere gewinnen. Emotionen werden hochkommen, hoffentlich nicht zu viele. Man muss schon den Respekt behalten." (APA/Red.)

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