Ricciardo lässt McLaren jubeln: Der “Shoey” ist zurück

14. Sept.
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Foto: GEPA pictures/ XPB Images/ Charniaux

McLaren hat beim Großen Preis von Italien den ersten Sieg seit neun Jahren gefeiert. Er ist die Folge einer steten Entwicklung. Daniel Ricciardo ist endlich angekommen. 

Daniel Ricciardo legt Wert auf Traditionen, für Lando Norris gab es folgerichtig kein Entkommen. "Shoey" nennt Ricciardo seine eigenwillige Jubelgeste, bei der er nach Podest-Fahrten in der Formel 1 Schampus aus seinem verschwitzten Rennstiefel schlürft. Und weil sein Teamkollege beim Großen Preis von Italien den Doppelsieg für McLaren perfekt gemacht hatte, war eine Kostprobe Pflicht - zum Leidwesen des zweitplazierten Norris. "Deine Füße stinken. Nie wieder!", scherzte der junge Brite.

Die Publikumslieblinge wurden ihrem Ruf als Spaßvögel der Königsklasse bei der Siegerehrung von Monza vollauf gerecht. Ihr anderes Image - herausragende Racer zu sein - hatten sie zuvor auf der Strecke mit Leben gefüllt. McLaren feierte dank des Duos den ersten Sieg seit neun und den ersten Doppelsieg seit elf Jahren. Es war ein Befreiungsschlag auf mehreren Ebenen.

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Daniel Ricciardo: "Es bedeutet mir alles"

Vor allem Ricciardo konnte aufatmen. "Es bedeutet mir alles. Es ist verrückt", sagte der Australier, "tief im Innern habe ich nie den Glauben an den Erfolg verloren."

Hinter dem 32-Jährigen liegt die wohl schwierigste Phase seiner Formel-1-Laufbahn. Nach dem Abschied von Red Bull, wo ihm der aufstrebende Max Verstappen zunehmend den Rang abgelaufen hatte, war das zweijährige Renault-Gastspiel von Misserfolgen geprägt. Anfang des Jahres wechselte Ricciardo zu McLaren - und wieder gab es Probleme. 

Ricciardo hatte Mühe, seinen Fahrstil an den MCL35M anzupassen. In Norris stellte ihn ein 21-Jähriger zudem regelmäßig in den Schatten. In Monza, dem 14. Saisonlauf, landete der Australier erst zum vierten Mal vor seinem Teamkollegen. Es habe Momente gegeben, gestand der für seine positive Lebenseinstellung bekannte Ricciardo, in denen er in der Vergangenheit die Liebe zur Formel 1 verloren habe. In Monza verflogen alle Zweifel. 

182. Sieg für McLaren

Das galt auch für McLaren, diesen Mythos der Formel 1. 1966 startete der britische Hersteller erstmals in der Königsklasse und formte später einige der größten Namen dieses Sports: Lauda, Senna, Prost, Hamilton - sie alle wurden Weltmeister im McLaren. Ricciardos Triumph in Monza war der 182. Grand-Prix-Erfolg für das Team aus Woking.

Doch der Glanz von einst verblasste. Das einstige Weltmeister-Team verkam zur Hinterbänkler-Mannschaft, vor vier Jahren wurde McLaren Vorletzter der Konstrukteurswertung. Inzwischen ist die Wende geschafft. Derzeit ist man dritte Kraft hinter Mercedes und Red Bull. Auf Sicht soll es weiter nach oben gehen.

"Es ist wichtig zu feiern. Aber es gibt keinen Grund abzuheben", sagte Andreas Seidl. Der deutsche Teamchef ist einer der Architekten des Erfolgs. Mit seiner Fachkenntnis und ruhigen Art treibt der Passauer das Team an. "Diese Art der Führung braucht man", lobte McLaren-Geschäftsführer Zak Brown. 

Zusagen einzuhalten, ist eine Stärke, an der sich Brown derweil nun selbst lassen muss. Der Sammler edler Rennwagen versprach Ricciardo zu Saisonbeginn eine Fahrt in einem Boliden der NASCAR-Legende Dale Earnhardt Sr., wenn er ein Podium erreicht. NASCAR-Fan Ricciardo startet in der Formel 1 mit der Startnummer 3 - eine Hommage an den 2001 tödlich verunglückten US-Amerikaner. (SID/red.)

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