Rodionov nach Paris-Thriller: „Hoffentlich erst der Anfang“

28. Sept.
PARIS,FRANCE,27.SEP.20 - TENNIS - ATP World Tour, French Open, Roland Garros, Grand Slam. Image shows the rejoicing of Jurij Rodionov (AUT). Photo: GEPA pictures/ Patrick Steiner

Foto: GEPA Pictures / Patrick Steiner

Nach seinem irren Auftakt-Match bei den French Open will Jurij Rodionov das Momentum nicht nur in die nächste Partie mitnehmen - seinen nächsten Gegner hat er schon im Fokus.

So richtig fassen konnte er seine Aufholjagd auch Stunden später noch nicht. Aber Jurij Rodionov musste sich schon bald auf seinen nächsten Gegner einstellen. Der 21-jährige Niederösterreicher hat mit dem Fünfsatz-Erfolg über den Franzosen Jeremy Chardy schon den vierten Sieg en suite bei den French Open gefeiert. Nun geht es für den Qualifikanten am Mittwoch in der zweiten Runde überraschend gegen den Slowaken Norbert Gombos. Auch gegen ihn darf er sich Chancen ausrechnen.

Gombos hatte Borna Coric überrascht und den als Nummer 24 gesetzten Kroaten mit 6:4, 3:6, 6:3 und 6:4 ausgeschaltet. Rodionov hat gegen den Weltranglisten-106. bisher noch nicht gespielt. "Zu verlieren habe ich wie schon in der ersten Runde nichts", sagte der 1,91 m große Linkshänder aus Niederösterreich. Das Ergebnis habe ihn auch ein bisschen überrascht. "Gombos kenne ich nicht wirklich. Ich habe ihn einmal gesehen, wie er gegen Murray in Mallorca bei einem Challenger gespielt hat."

Jetzt steht Regeneration auf dem Programm

Das Wichtigste für Rodionov war es aber nun, sich vom mental wie körperlich aufreibenden 4:36-Stunden-Match gegen Chardy gut zu erholen. Weil er schon am Sonntag in den Hauptbewerb eingestiegen ist, hat er den Vorteil, dass er erst wieder am Mittwoch spielen muss. "Ich werde die Zeit bestmöglich nützen für meinen Körper, dass ich wieder fit bin." Eine Verhärtung bei den Adduktoren soll bis dahin ausgemerzt sein.

"Ich habe in den letzten paar Jahren wirklich hart trainiert. Und es ist schön, dass jetzt die Arbeit Früchte trägt", freute sich der gebürtige Nürnberger mit weißrussischen Eltern. Seit 2015 ist Rodionov Österreicher, er lebt allerdings schon seit seinem zweiten Lebensjahr ist in Niederösterreich.

Zwar werden ihn nun ein paar Leute mehr kennen, glaubt er. "Aber ich versuche, das immer sehr sachlich und bescheiden zu nehmen. Das ist hoffentlich erst der Anfang und nicht mein letzter Grand-Slam-Sieg", erklärte Rodionov. In Paris hat er schon 84.000 Euro Preisgeld brutto sicher, rund die Hälfte seines bisherigen Karriere-Salärs. "Ich versuche, bei mir zu bleiben", meint der Youngster, dem das Schicksal der knappen Niederlage bei der ganz großen Möglichkeit erspart geblieben ist.

Ein Schlüsselmoment in Rodionovs Karriere?

Ein Schlüsselmoment in seiner Karriere könnte dieser Paris-Trip sein. "Es war bis dato der größte Sieg in meiner Karriere. Besonders wegen der Fünfsatz-Partie, Matchball abgewehrt, erstes Grand-Slam-Hauptfeld. Aber ich glaube, ich muss mir noch ein bisschen Zeit lassen um zu überdenken, was dieser Tag alles bewirken kann", meinte Rodionov. "Ich hoffe, ich kann das Momentum mitnehmen. Nicht nur in die nächste Partie, sondern in die nächsten paar Monate", so der Schützling von Tour-Coach Javier Frana unter den Fittichen von Wolfgang Thiem weiter.

Eines weiß Rodionov aber schon jetzt: Die Entscheidung, ins Trainingszentrum Alt-Erlaa zu wechseln, wo auch Dominic Thiem, Dennis Novak, Sebastian Ofner und Lucas Miedler spielen, war richtig. "In Österreich oder Mitteleuropa werde ich keine besseren Trainings-Partner finden wie den Dominic, Dennis, Ofi oder Luci. Und deswegen bin ich mega-glücklich dort. Man verbessert sich auch automatisch, nur wenn man jeden Tag mit diesen Spielern trainiert", erklärte Rodionov.

Rodionov erstmals unter den Top 150 der Welt

Neben einem starken Aufschlag und dem natürlichen Vorteil des Linkshänders verlässt sich Rodionov auch sehr auf seine beidhändige Rückhand. "Es ist generell so, dass ich mich auf meiner Rückhand sicherer fühle als auf meiner Vorhand. Meine Vorhand hat mehr Potenzial. Aber an manchen Tagen spüre ich sie nicht wirklich oder habe nicht das ausreichende Selbstvertrauen." Seine Rückhand dagegen, versichert er, würde ihn auch an schlechten Tagen nicht enttäuschen.

Neben dem Preisgeld hat Rodionov auch den erstmaligen Vorstoß in die Top 150 der Weltrangliste sicher. Ein Sieg über Gombos würde ihn schon in Richtung Top 130 hieven. Und sein Einkommen könnte er auf brutto 126.000 Euro verbessern. (APA/red.)

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