Roland Garros: Zverev verpasst nach Krimi das Finale

11. Juni
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Foto: GEPA pictures/ Patrick Steiner

Eine bittere Niederlage für Alexander Zverev im Roland-Garros-Halbfinale: In einem Krimi musste er sich dem Griechen Stefanos Tsitsipas schließlich geschlagen geben.

Alexander Zverev war nach dreieinhalb Stunden beherztem Kampf untröstlich. "Wenn mich die nächsten drei Tage jemand anspricht, gehe ich weg. Viel sprechen darüber werde ich wahrscheinlich nicht", sagte der deutsche Top-Spieler wenige Minuten, nachdem sein großer Traum vom ersten Grand-Slam-Triumph in Roland Garros erneut geplatzt war.

Der 24 Jahre alte Hamburger kassierte in einem echten Halbfinal-Krimi in Roland Garros eine bittere 3:6, 3:6, 6:4, 6:4, 3:6-Niederlage gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas und ließ die Chance auf sein zweites Major-Finale aus.

Zverev übte sich direkt nach dem Roland-Garros-Aus in schonungsloser Selbstkritik. "Ich kann nicht gegen einen Top-Ten-Spieler die ersten beiden Sätze so spielen. Er ist jetzt im Finale, ich nicht", sagte der Weltranglisten-Sechste. "Am Ende des Tages ist es meine Schuld." Das Erreichen von Halbfinals oder Finals mache ihn nicht mehr zufrieden. "Ich fliege am Samstag nach Hause und habe das Turnier nicht gewonnen."

Roland Garros: Tsitsipas gegen Nadal oder Djokovic

Statt Zverev, der bei den US Open 2020 den Titelgewinn nur knapp verpasste, trifft nun Tsitsipas in seinem ersten Grand-Slam-Finale am Sonntag (ab 14:55 Uhr live bei ServusTV Deutschland sowie im Livestream im Web und der App) auf Paris-Rekordsieger Rafael Nadal oder den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic. "Alles in allem geht der Sieg völlig in Ordnung", sagte Boris Becker. "Tsitsipas war über weite Strecken der aktivere und auch bessere Spieler." Der bis dato letzte deutsche Profi im Finale von Roland Garros bleibt Michael Stich, der 1996 das Endspiel gegen den Russen Jewgeni Kafelnikow verlor.

Für die deutsche Nummer eins setzte sich mit der schwer zu verdauenden Niederlage ein echter Fluch fort. Es bleibt dabei, dass Zverev bei Grand Slams Top-10-Spieler nicht schlagen kann. Auch im zehnten Versuch klappte es nicht.

"Solche Statistiken interessieren mich nicht. Ich weiß, zu was ich fähig bin", hatte Zverev vor dem Match gesagt. Gleichzeitig wusste er um die Schwierigkeit der Aufgabe. Tsitsipas ging mit 38 Siegen als klar erfolgreichster Profi der bisherigen Saison in das Match. Und auch mit dem frischen Selbstvertrauen aus dem deutlichen Viertelfinal-Erfolg in Roland Garros gegen den Weltranglisten-Zweiten Daniil Medvedev (Russland).

Nach 0:2-Rückstand: Zverev gab nicht auf

"Seine positive Arroganz gefällt mir", sagte Becker. Und die zeigte der 22-Jährige auch in den ersten beiden Sätzen. Tsitsipas dominierte die Anfangsphase mit seiner starken Vorhand. Die deutsche Nummer eins war lange zu passiv und musste den Durchgang folgerichtig nach 37 Minuten abhaken. Im zweiten Satz schenkte Zverev dann einen 3:0-Vorsprung fahrlässig her. "Er muss riskanter spielen", sagte Becker. "Tsitsipas wird das Match nicht herschenken, das musst du dir in einem Halbfinale erarbeiten." 

Zverev, dem bei den US Open 2020 nur zwei Punkte zum Sieg fehlten, gab sich noch lange nicht auf. Er animierte das Publikum zur Unterstützung nach dem Spielgewinn zum 3:1 im dritten Satz, legte sich wenig später mit dem Schiedsrichter an. Er schnappte sich den Durchgang mit neuer Energie. Plötzlich spielte er seine volle Power aus und glich nach Sätzen aus. Der finale Durchgang war dann Drama pur. Tsitsipas schaffte das Break zum 3:1 und vergab vier Matchbälle. Den Finaleinzug in Roland Garros ließ er sich dann aber nicht mehr nehmen. (SID/red.)

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