Salzburg-Sportdirektor Freund: „Das war eine richtige Lehrstunde“

9. März

Foto: (C) GEPA pictures/ David Geieregger

Das Champions League-Rückspiel gegen den FC Bayern war für Salzburg ein Desaster. Weltfußballer Lewandowski sorgte einmal mehr für Highlights.

Eine rauschende Europacup-Saison, in der erstmals der Einzug in die K.o.-Phase der "Königsklasse" gelang, hat für die junge Salzburger Truppe ein denkbar nüchternes Ende genommen. Mit viel Euphorie waren die "Bullen" nach dem 1:1 im Achtelfinal-Hinspiel der UEFA Champions League nach München gefahren, nur um dort nach einem 1:7-Debakel ein bitteres Fazit ziehen zu müssen. „Heute waren wir schlecht auf allen elf Positionen", stellte Verteidiger Rasmus Kristensen fest.

Freund: „Es ging alles in die Hose"

„Das war heute ein Gegner auf einem anderen Niveau", gestand Kristensen gegenüber "Sky", kaum einer dürfte ihm nach der starken Vorstellung des sechsfachen CL-Titelträgers widersprochen haben. Die höchste EC-Niederlage der Salzburger Historie war schmerzhaft, sie hatte in der zweiten Hälfte Testspielcharakter und war auch für den erfolgsverwöhnten Trainer Matthias Jaissle eine neue Erfahrung.

„Ein sehr, sehr bitterer Abend. Die Enttäuschung ist riesig. Wir haben es leider nicht geschafft, am Hinspiel anzuknüpfen und konnten unser Leistungsniveau nicht abrufen", meinte er im Rückblick nicht nur auf das 1:1 Mitte Februar, sondern auch die Auftritte in der Gruppenphase - mit Siegen gegen den FC Sevilla, OSC Lille und VfL Wolfsburg. „Ähnlich formulierte Sportdirektor Christoph Freund. „Es ist alles danebengegangen, in die Hose gegangen. Es ist eine richtige Lehrstunde gewesen", erklärte einer der Architekten der Erfolge der letzten Jahre.

Wöber vom Weltfußballer düpiert

Dabei hatten Nicolas Capaldo (2.) und Nicolas Seiwald (15.) durchaus die Möglichkeit, der Partie einen ganz anderen Charakter zu verleihen. Sie ließen ihre Topchancen aber ungenützt - ganz im Gegenteil zu Robert Lewandowski, der mit dem schnellsten Hattrick der CL-Historie (12., 21., 23.) nicht nur seine blasse Vorstellung vom Hinspiel eindrucksvoll konterkarierte, sondern auch denkbar früh für klare Verhältnisse sorgte.

Dass Innenverteidiger Maximilian Wöber vom zweifachen Weltfußballer sowohl vor dem 0:1 als auch 0:2 mit einer perfekten Ballannahme samt Drehung düpiert wurde und sich nur noch mit einem Elferfoul behelfen konnte, machte es nicht leichter. „Das ist von der ersten Minute an in die Hose gegangen. Gleich einmal zwei Elfer verschuldet, so beginnt das Ganze. Wir sind dann von Minute zu Minute ein bisschen auseinandergebrochen", sagte der ÖFB-Teamspieler. Das 4:0 durch Serge Gnabry (31.) half da auch nicht unbedingt weiter.

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„Das macht dann etwas mit der Mannschaft, für die jungen Spieler das ist eine ganz andere Situation", beschrieb Routinier und Kapitän Andreas Ulmer das Geschehen. Jaissle habe in der Halbzeit denn auch „vor allem an die Haltung" seiner Kicker appelliert, wie der Coach sagte. „Weil es nicht selbstverständlich ist, dass man dann auch weiter die Mentalität auf den Platz bringt und sich weiter dagegenstellt. Das haben wir dann ganz gut hingekriegt", erklärte der junge Trainer (33) einer noch jüngeren Mannschaft, die mit 23,7 Jahren Startelf-Durchschnitt aufwartete.

An weiteren drei Gegentoren nach der Pause durch Thomas Müller (54., 83.) und Leroy Sane (86.) änderte das freilich auch nichts. „Mich ärgert, dass wir zum Schluss da auch noch das eine oder andere Tor herschenken", sagte Freund, der immerhin noch das Ehrentor durch "Joker" Maurits Kjaergaard (71.) erleben durfte. Der erste Europacuptreffer des 18-Jährigen war das wohl einzig Erfreuliche an diesem Abend vor 25.000 Zuschauern in der Allianz Arena.

Corona-Dämpfer vor Rückspiel

Was Salzburg gegen die von Beginn an spielfreudigen und nach kleineren Patzern in der Liga sichtlich motivierten Bayern fehlte, war aber nicht nur Erfahrung. „Wir hatten keine einfache Vorbereitung auf das Spiel", betonte Jaissle. Schließlich hatte sich sein Team vor rund zwei Wochen zwischenzeitlich in einen Corona-Cluster verwandelt. „Wir haben immer gesagt, dass das nicht als Ausrede gilt, aber man hat gesehen, dass der eine oder andere Spieler nicht auf 100 Prozent war", sagte der Deutsche über kleinere oder größere körperliche Defizite.

Er versuchte auch im Moment der Enttäuschung, den Fokus auf die Leistungen der vergangenen Monate zu lenken. „Es bleibt der Stolz auf das Geleistete. Das war etwas Historisches für den Club. Das wird den Jungs keiner nehmen", stellte der in seiner ersten Saison als Proficoach arbeitende Jaissle klar. „Wir dürfen uns trotzdem nicht unsere Champions League-Saison schlecht reden lassen", sagte auch Wöber.

Bis zum Sonntag haben die "Bullen" Zeit zum Verdauen, dann wartet zum Auftakt der Bundesliga-Meistergruppe der Schlager gegen Sturm Graz. Da ist man dann selbst wieder in der Bayern-Rolle. (APA/Red.)

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