Ski alpin: ÖSV-Abfahrer strahlen über Hochgurgl statt Colorado

11. Nov.
SOELDEN,AUSTRIA,20.OCT.20 - ALPINE SKIING - OESV, Oesterreichischer Ski Verband, training, men, Rettenbachferner. Image shows Vincent Kriechmayr and Matthias Mayer (AUT). Photo: GEPA pictures/ Patrick Steiner

Foto: GEPA Pictures / Patrick Steiner

Perfekte Trainings-Bedingungen im Ötztal lassen Mayer, Kriechmayr & Co. einen Monat vor dem Weltcup-Start jubeln und den Ausfall der Nordamerika-Rennen vergessen.

Notlösungen sehen anders aus: Weil nach der Absage der Nordamerika-Rennen auch das übliche Training in Colorado ausfällt, machen Österreichs Abfahrts-Herren derzeit in Hochgurgl Station. Das Training löste helle Begeisterung aus, kann im hinteren Ötztal doch auf einer sensationellen Piste geübt werden. "Ich kann mich nicht erinnern, in Österreich um diese Jahreszeit je so weltcup-ähnliche Verhältnisse und so ein Gelände gehabt zu haben", schwärmte auch Vincent Kriechmayr.

Vom Wurmkogel wurde auf annähernd 3.000 Metern Seehöhe und damit praktisch Rocky-Mountain-Niveau für Kriechmayr, Matthias Mayer & Co. eine anspruchsvolle Strecke mit Übergängen und Sprüngen präpariert. Bei Laufzeiten von fast einer Minute werden darauf Geschwindigkeiten bis zu 130 km/h erreicht. "Die Hochgurgler haben perfekt reagiert", hofft ÖSV-Herrenchef Andreas Puelacher nun, dank der perfekten Verhältnisse in der Heimat die im Sommer in Südamerika entfallenen Speed-Kilometer doch noch gutmachen zu können. "Diesbezüglich habe ich jetzt kein großes Kopfweh mehr."

Weil die Rennen in Lake Louise (Kanada) und Beaver Creek (USA) wegen der Corona-Reisebeschränkungen ausfallen, soll es für die Abfahrts-Herren in einem Monat in Val d'Isere los gehen. In der französischen Ski-Station dominiert derzeit aber noch die grüne Wiese. Ganz anders läuft es derzeit in Hochgurgl. "Um diese Zeit so eine Abfahrt herzubringen, vor allem in so einer Qualität, das habe ich noch nie erlebt", freute sich auch Puelacher. "Ich fahre zwar immer wieder gerne nach Colorado. Aber wenn ich mir das jetzt gerade anschaue, vermisse ich es überhaupt nicht. Hier hat jeder einen Grinser drauf, besser könnten wir uns es nicht wünschen."

Speed-Kugel für den ÖSV das große Ziel

Auch Österreichs Speed-Herren wurden in zwei Trainings-Gruppen aufgeteilt, um die Übungs-Einheiten effizienter zu machen. Ziel ist bekanntlich, endlich wieder eine Speed-Kugel für den ÖSV zu gewinnen. Vergangene Saison machte der Corona-Abbruch diesem Vorhaben einen späten Strich durch die Rechnung.

Kriechmayr hat deshalb nun sogar einen Markenwechsel riskiert und ist nun Head-Kollege von Mayer. "Ich habe eine neue Herausforderung gebraucht", hofft der Oberösterreicher auf Vorteile dieser Verbindung zum Doppel-Olympiasieger. "Ich freue mich darüber, weil das auch für mich gut ist", meinte Mayer. "Gemeinsam kriegen wir was weiter und können für beide etwas Gutes rausholen."

Kriechmayr ist sogar überzeugt, dass man trotz weniger Weltcup-Rennen als im Technik-Bereich als reiner Speed-Fahrer den Gesamt-Weltcup auch ohne Riesentorlauf gewinnen kann. "Zumindest letztes Jahr wäre es möglich gewesen", ist der Oberösterreicher überzeugt.

Mayer schwärmt über "Glücksfall Hochgurgl"

Mayer kann sich angesichts des "Glücksfalls Hochgurgl" gut vorstellen, künftig das Herbst-Training überhaupt länger in Europa durchzuführen. "Wir haben gute Skigebiete in Österreich. Ich hoffe, dass dann im Dezember in Val d'Isere und Gröden die Verhältnisse auch passen. Es wäre für alle wichtig, gleich mit guten Rennen in die Saison zu starten."

Während bei den Abfahrts-Herren des ÖSV die Corona-Sicherheitsmaßnahmen längst Normalität sind, steht die angebotene Grippe-Impfung noch zur Diskussion. "Ich war im Vorjahr ja krank und hoffe, ich habe noch genug Antikörper in mir", lautet etwa Mayers Konzept.

Zurück ist Hannes Reichelt nach seiner schweren Knieverletzung. "Das Knie hat trotz der anspruchsvollen Bedingungen hier bisher nicht reagiert", stellte der seit Juli 40-jährige Salzburger zufrieden fest. "Skifahrerisch ist bei mir aber noch einiges auszubauen", so Reichelt. "Wir trainieren hier aber auch auf sehr hohem Niveau. Es ist schattig, pickelhart. Im Weltcup kommen sicher auch leichtere Bedingungen als diese hier auf uns zu."

Er sei aber froh, trotz seines Alters weiterzumachen. "So wie jetzt hätte ich sicherlich nicht trainiert, wenn ich aufgehört hätte." Sein großes Ziel sei, wieder konkurrenzfähig zu werden. Angepeilt wird dabei der Jänner. "Da kommen die Rennen, die mir liegen." Sollte er tatsächlich für die WM in Cortina nominiert werden, sei er ein Medaillen-Kandidat. "Das ist in dieser Mannschaft einfach so." Auch Reichelt hat einen neuen ÖSV-Markenkollegen: Christian Walder ist zu Salomon gewechselt ist. (APA/red.)

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