Ski: Knalleffekt vor finaler ÖSV-Wahl – Walchhofer verzichtet

17. Juni
FLACHAU,AUSTRIA,12.JAN.21 - ALPINE SKIING - FIS World Cup, preview, Legends United, media talk. Image shows vice president Michael Walchhofer (OESV).

Foto: GEPA Pictures / Harald Steiner

Nächstes Kapitel in der ÖSV-Affäre: Vize-Präsident Michael Walchhofer, lange Zeit aussichtsreicher Kandidat als Schröcksnadel-Nachfolger, kehrt dem Verband den Rücken.

Mit einem Knalleffekt geht es in die Länderkonferenz, bei der am Samstag in Villach u.a. ein neues ÖSV-Präsidium gewählt wird. Nachdem schon die Nachfolge-Suche für den nach 31 Jahren nicht mehr kandidierenden Peter Schröcksnadel turbulent verlaufen war, wird Michael Walchhofer dem neuen Präsidium fix nicht mehr angehören. Der Salzburger ist aktuell Vize-Präsident des ÖSV und war lange sogar Kandidat als Schröcksnadel-Nachfolger gewesen.

Allerdings hatte sich Schröcksnadel rasch deutlich gegen Walchhofer ausgesprochen und selbst andere Kandidatinnen wie zuletzt Renate Götschl ins Rennen gebracht. Weil es durch den entstandenen Konflikt bei der Wahlausschuss-Sitzung im Mai in Salzburg keine Einigung gab, wurde letztlich Karl Schmidhofer, Präsident des steirischen Landes-Skiverbands, als Kompromiss-Kandidat präsentiert.

Walchhofer: Voraussetzungen passen nicht

Schmidhofer (59) wird nun dem Vernehmen nach am Samstag und vorerst bis 2024 auch tatsächlich zum Nachfolger Schröcksnadels gekürt. Während Götschl im Herbst Schmidhofer als Präsidentin im steirischen Landes-Skiverband ersetzt, steht Walchhofer dem neuen ÖSV-Chef in der kommenden Periode nun nicht wie erhofft als "Vize" zur Verfügung. Ihm sei schon nach der Wahl bewusst geworden, dass die Voraussetzungen nicht mehr passen würden, erklärte Ex-Rennläufer.

Er werde aber wie geplant am Freitag noch an der Präsidenten-Konferenz teilnehmen und sei weder frustriert, noch hege er einen Groll gegen den Verband, versicherte Walchhofer. Lediglich das Verhalten Schröcksnadels sei für ihn nicht nachvollziehbar gewesen. "Aber er ist ja nicht der ÖSV", betonte der heutige Hotelier aus Zauchensee.

"So wie man mit Michi Walchhofer umgegangen ist, so geht man mit einem so erfolgreichen Sportler, der stets die Fahne für Österreich hoch gehalten hat, nicht um", bedauerte Salzburgs Landesverbands-Präsident Bartl Gensbichler den Rückzug Walchhofers. "Ich verstehe, dass er jetzt Abstand braucht."

Kritik am Umgang mit Ex-Skistar

Der Salzburger Skiverband wird nach dem Ausstieg Walchhofers erneut Roswitha Stadlober als ÖSV-Vize-Präsidentin nominieren. Auch Kärntens Landesverbands-Präsidentin Claudia Strobl-Traninger soll gute Karten haben. Der designierte Verbandschef Schmidhofer hätte gerne gleich drei Frauen in diesem Gremium.

Die Länderkonferenz ist das oberste Verbands-Organ des ÖSV und wählt u.a das aus den Positionen Präsident, Vize-Präsidenten und Finanzreferent bestehende Präsidium. Die diesjährige Wahl stellt einen deutlichen Neubeginn in Österreichs erfolgreichstem Sportverband dar. Schröcksnadels Bilanz ist sportlich wie wirtschaftlich freilich top. Er übergibt ein gut organisiertes, schuldenfreies Unternehmen. In seiner Ära wurden fast 1.300 Weltcup-Siege sowie über 400 WM- und Olympia-Medaillen gewonnen.

Wird Schröcksnadel Ehrenpräsident?

Sollte man Schröcksnadel im Rahmen seiner letzten Amtshandlung wie erwartet die Ehrenpräsidentschaft anbieten, hätte der bald 80-jährige Tiroler weiter Sitz und Stimmrecht. Als gerade wiedergewähltes Mitglied des FIS-Councils ist Schröcksnadel international mit dem Ski-Rennsport ohnehin weiter verbunden.

Der ÖSV ist einer der größten und erfolgreichsten Sport-Fachverbände Österreichs. In der Öffentlichkeit oft nur als Hochleistungs-Verband wahrgenommen, werden mit Ski alpin, Skispringen, Nordische Kombination, Langlauf, Biathlon, Snowboard, Freeski, Ski Cross, Gras Ski, Skibergsteigen, Speed Ski und dem Behindertensport aber zwölf verschiedene Referate betreut, die bei Titelkämpfen Erfolge feiern. Dazu kommt noch der Breitensport.

Laut Satzungen ist die Tätigkeit des ÖSV nicht auf Gewinn ausgerichtet, sondern auf die Verfolgung gemeinnütziger Zwecke. Hauptziel ist die Förderung des aktiven Wintersports zum allgemeinen Wohl, zur körperlichen Ausbildung sowie als wesentlicher Beitrag zur Gesundheit. Der Verband finanziert sich u.a. aus Mitgliedsbeiträgen sowie den Erträgen des Pools sowie vor allem jener der Ski-Austria-Kapitalgesellschaften. (APA/red.)

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