Stadlober: So will die erste Frau an der ÖSV-Spitze regieren

14. Okt.
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Foto: (C) GEPA pictures/ Christian Walgram

Am Freitag wird Roswitha Stadlober offiziell zur Präsidentin des ÖSV gewählt. Sie wird zusammen mit Patrick Ortlieb und Christian Scherer die Geschicke des Verbandes führen.

Im Österreichischen Ski-Verband (ÖSV) vollzieht sich mit der am Freitag erfolgenden Kür von Roswitha Stadlober zur ersten Präsidentin nichts weniger als eine Revolution. Die 58-jährige Salzburgerin wird den erfolgreichen und mächtigen Wintersportapparat gemeinsam mit Ex-Abfahrer Patrick Ortlieb (54) als Finanzchef und dem für die operative Führung zuständigen Neo-Generalsekretär Christian Scherer (36) leiten.

Darauf einigte sich die ÖSV-Präsidentenkonferenz am Mittwoch nach intensiven Verhandlungen, in denen eine Kampfabstimmung gegen den von der einflussreichen Achse Tirol/Vorarlberg präferierten Ortlieb vermieden wurde. Demnach werden die designierte Verbandschefin und ihre beiden Vorstandskollegen am Freitagnachmittag erneut in Anif bei einer außerordentlichen Länderkonferenz bis Sommer 2024 gewählt. Ursprünglich stand nach dem Rückzug von Kurzzeitamtsinhaber Karl Schmidhofer auch die Variante einer Übergangslösung von Stadlober als Interimspräsidentin bis zum kommenden Frühsommer im Raum. Als Lehre aus den jüngsten, durchaus auch imageschädigenden Turbulenzen sorgte man diesmal in einer Marathonsitzung aber gleich für Klarheit.

Stadlobers Premiere in Sölden

Einen ersten großen Auftritt als designierte ÖSV-Chefin absolviert Stadlober bereits am (heutigen) Donnerstagabend anlässlich der Sportlergala in Wien. Bei dieser werden die Athletinnen und Athleten des Jahres geehrt werden. Eine Auszeichnung, die sie selbst 1986 erhalten hat. Erstmals als gewählte ÖSV-Chefin wird sie nächste Woche beim alpinen Weltcupauftakt in Sölden öffentlich auftreten, wo sie erstaunlicherweise noch nie gewesen ist.

Die trotz ihrer eigenen Alpinlaufbahn eher dem nordischen Lager zugeneigte Stadlober kennt den in Innsbruck ansässigen ÖSV bestens. Denn die Slalomvizeweltmeisterin von 1987 sitzt seit zehn Jahren als Vizepräsidentin im Vorstand, in ihre engere Zuständigkeit fielen bisher Biathlon, Langlauf, Skibergsteigen und die Ausbildung. Außerdem ist sie nicht zuletzt durch die Langlaufkarrieren ihrer Kinder Teresa (28) und Luis (30) bestens mit den unter Langzeitpräsident Peter Schröcksnadel geschaffenen Strukturen und Abläufen vertraut. Als ehemalige ÖVP-Sportsprecherin im Salzburger Landtag weiß die passionierte Marathonläuferin auch, wie das politische Tagesgeschäft funktioniert.

Wirtschaftliche Belange bedienen Ortlieb und Scherer

Die mit dem früheren Weltklasselangläufer Alois Stadlober verheiratete Radstädterin ist seit 2010 Geschäftsführerin des Vereins KADA, der Leistungssportler bei ihrer Laufbahnplanung während und nach ihrer aktiven Zeit unterstützt. „Ich kenne mich im Sport schon sehr gut aus, auch was Sportförderungen oder die Sportstruktur in Österreich betrifft", betonte sie unlängst.

Ihre Tätigkeit als ÖSV-Chefin wird sie wie der Hotelier und Ex-FPÖ-Nationalratsabgeordnete Ortlieb ehrenamtlich ausüben. Gemäß der Aufgabenverteilung in der Dreier-Spitze wird sie den ÖSV in allgemeinen Angelegenheiten des Verbandes vertreten, dem Präsidium vorstehen, den Vorsitz der Länderkonferenz/Präsidentenkonferenz führen und als höchste Repräsentantin des Verbandes fungieren. Gemeinsam mit Ortlieb und Scherer ist sie zeichnungsberechtigt. Stadlober wird die direkte Vorgesetzte des Generalsekretärs sein, die wirtschaftlichen Belange obliegen aber dem Duo Ortlieb/Scherer.

„Wir sind ein gleichwertig aufgestelltes Team. Wir machen das gemeinsam und berichten auch dem Präsidium", bekräftigte Stadlober nach ihrer Bestellung den Management-Teamgedanken. Der ÖSV sei ein großes Unternehmen, da brauche es mehrere Schultern zur Verteilung der Last. Mit der gefundenen Lösung sorge man außerdem für die nötige Stabilität. „Es braucht jetzt nicht unbedingt Experimente", so Stadlober, die aber auch frischen Wind ankündigte. Und sie wolle besonders auch die Ideen jüngerer Mitarbeiter fördern. „Die Jungen haben ja auch Ideen, man muss sie sich entfalten lassen." (APA/Red)

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