Sturm-Coach Ilzer: „Es ist ein extremes Sieger-Gen in der Mannschaft“

5. Nov.
Person, Human, Crowd

Foto: (C) GEPA pictures/ Mario Bühner

Sturm Graz lieferte sich gegen Real Sociedad einen heroischen Abwehrkampf. Der Lohn dafür war der erste Punkt in der aktuellen UEFA Europa League-Saison.

Allen Vorzeichen zum Trotz ist Sturm Graz in der UEFA Europa-League die Überraschung gelungen. Das 1:1 beim spanischen Tabellenführer Real Sociedad war Balsam für die zuletzt gebeutelte steirische Seele. „Wir waren mutig, haben mit unglaublicher Leidenschaft verteidigt", sagte Sturm-Trainer Christian Ilzer nach einem „extrem befreienden Abend" in San Sebastian ohne fünf Stammspieler. „Es ist alles möglich im Fußball, wenn man daran glaubt."

Als krasser Außenseiter und nach vier Pflichtspiel-Niederlagen in Serie war Sturm im Baskenland angetreten. Und konnte sich nach einer heroischen Abwehrschlacht im Dauerregen eine gewisse Jetzt-erst-Recht-Mentalität auf die Fahne schreiben. „Es ist ein extremes Sieger-Gen in der Mannschaft veranlagt und aufgrund der Erlebnisse der letzten Tage sind alle noch näher zusammengerückt", sagte Ilzer. „Das ist zurecht belohnt worden."

Mini-Chance auf Verbleib auf europäischer Bühne

Dies mit dem ersten Punkt in einer europäischen Gruppenphase seit 2011 (2:1 AEK Athen) und im vierten Anlauf der mit Monaco (8 Punkte), Sociedad (6) und PSV Eindhoven (5) hochkarätig besetzten Gruppe. Noch lebt die Mini-Chance auf ein europäisches Überwintern. Etwa als Gruppendritter, denn dieser darf sich in der UEFA Europa Conference League-Zwischenrunde mit einem dortigen Gruppenzweiten messen. Selbst haben die Grazer ihr Schicksal aber nicht mehr in der Hand. Am 25. November gastiert Sturm in den Niederlanden. Am 9. Dezember geht es zu Hause gegen das dann möglicherweise bereits qualifizierte Monaco geht.

Ilzer wich Fragen zum Aufstiegsrennen aus, strich lieber den Lerneffekt auf der großen Bühne heraus. „Dieses Spiel war für meine Mannschaft ein unglaublicher Erfahrungsschatz. Gegen einen David Silva zu spielen kann man im Training nicht simulieren." Goalie Jörg Siebenhandl hielt fest: „Sicher wollen wir den Aufstieg probieren, aber wir wollen einfach Erfahrung sammeln. Wir haben eine junge Mannschaft, das wird jedem einzelnen Spieler in seiner Karriere noch viel bringen. Wir haben noch sehr viel vor."

Am Donnerstag fehlten fünf Stammspieler, darunter auch der am Spieltag positiv auf Covid-19 getestete Stürmer Kelvin Yeboah. Der italienische U21-Teamkicker war zunächst symptomfrei. Ob er am Freitag aber mit seinen Kollegen im Flugzeug von Biarritz nach Friedrichshafen (Spiel Altach am Sonntag) sitzen würde, war ungewiss. Der Club wollte zunächst das noch ausständige PCR-Testergebnis abwarten.

Trainer Ilzer lobt "Weltklasse-Goalie" Siebenhandl

Andere sprangen für die Abwesenden in die Bresche. Etwa im Zentrum der Abwehr David Affengruber (20) mit seiner besten Leistung im Sturm-Dress. „Wir sind als Underdog hergefahren, aber wir haben gewusst, es ist etwas möglich - wenn wir unsere PS auf den Platz bringen", sagte der Zugang vom FC Liefering. „Wir haben alles wegverteidigt, haben uns in jeden Schuss, jeden Pass und jede Flanke reingehaut. Ich glaube, wir können stolz sein." Neun geblockte Torschüsse standen in der Statistik. Das bedeutete den zweithöchsten Wert dieser EL-Saison.

Der Spielverlauf spielte diesmal mit. Jakob Jantscher schloss einen Blitzangriff nach prächtiger Vorarbeit von Manprit Sarkaria zum 1:0 ab. Und hinten konnte sich Siebenhandl bei insgesamt 30 Schüssen in Richtung seines Tores des Öfteren auszeichnen. „Als Goalie ist man manchmal der Hero, manchmal der Zero. Es war einfach wunderschön zu sehen, dass wenn ich einmal geschlagen war, irgendein anderer noch reingerutscht ist." Ilzer: „Ich habe zumindest zwei Tormänner gesehen - und beide waren Weltklasse."

Sociedad-Trainer Imanol Alguacil sprach im Anschluss von der besten Saisonleistung des Liga-Tabellenführers und lobte Sturm damit zumindest indirekt. „Wir hatten klare Torchancen, was gefehlt hat, war die Effizienz. 19 Ecken, 30 Schüsse auf das Tor des Gegners - es ist schwer zu verstehen, dass wir nur ein Tor erzielt haben." Das Ergebnis sei brutal. „Wir sind aber fähig, gegen PSV und Monaco zu gewinnen, Platz eins ist noch möglich." (APA/Red)

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