Tennis: Dominic Thiem darf endlich wieder auf den Platz

19. Apr.
Tennis Ball, Person, Tennis

Download von www.picturedesk.com am 06.10.2019 (16:29).
Dominic Thiem of Austria hits a return during his men’s singles final match against Stefanos Tsitsipas of Greece at the China Open tennis tournament in Beijing on October 6, 2019. (Photo by GREG BAKER / AFP) – 20191006_PD5596 – Rechteinfo: Nur für redaktionelle Nutzung! – Editorial Use Only! Werbliche Nutzung nur nach Freigabe!

Für Dominic Thiem hat das Warten ein Ende: Nach dem Go der Politik zum Trainings-Start greift Österreichs Tennis-Star wieder zum Schläger - geduscht wird allerdings zu Hause.

Auch die heimischen Tennis-Asse haben nach dem Grünen Licht der Bundesregierung zum Trainings-Wiederbeginn Grund zur Freude. Allerdings stehen ATP- und WTA-Tour zumindest noch bis Mitte Juli still. Daher geht es auch Dominic Thiem langsam an. Österreichs Nummer eins trainiert erstmals am Dienstag, seine ÖTV-Kollegen Dennis Novak, Sebastian Ofner und Jurij Rodionov steigen am Montag wieder ins Geschehen ein.

"Es wird nichts Spektakuläres sein. Ein langsamer Start", erkärte Thiem-Manager Herwig Straka am Sonntag gegenüber der APA. "In jedem Fall begrüßen wir diese Regelung. Sie gibt den Spitzen-Spielern wieder die Möglichkeit, ihrem Beruf nachzugehen", so der Steirer.

Auf jeden Fall wird es ein langsames Aufwärmen für einen Wiederbeginn, den man noch gar nicht kennt. Wolfgang Thiem wird mit seinem Sohn Dominic, Novak, Ofner und Rodionov nun im "Better Tennis Center" in Wien Alt-Erlaa trainieren.

Thiem: Geduscht wird nach dem Training zu Hause

Zusätzlich zu den Empfehlungen der Bundesregierung wird man auf die Dusche im Trainings-Zentrum verzichten. "Wir schauen, dass Vorsorge getroffen wird für Desinfektionsmittel. Und sie werden dort nicht duschen. Sie wohnen eh alle dort in der Nähe", erklärt Wolfgang Thiem. Man werde dort nicht den ganzen Tag verbringen.

Was hält Vater Thiem von eigens markierten Bällen? "Das sind alles erwachsene Leute. Die werden jetzt den Ball nicht abschlecken und sich nicht umarmen." Novak und Rodionov wohnen in Wien, Ofner bekommt Anfang Mai eine Wohnung bei Traiskirchen. Und auch Thiem hat eine kurze Anfahrt.

Sich für einen Zeitpunkt "heiß" zu machen, den man nicht kennt, ist unmöglich. Das weiß auch Thiem senior. "Das Schwierige ist jetzt, ein Ziel zu haben, weil nicht klar ist, wann es weitergeht." Der "Worst Case" wäre, wenn es 2020 gar nicht weitergeht, eben immer weiter verschoben wird. "Man muss es so machen, dass man einmal trainiert, danach vielleicht zwei Wochen nichts macht. Und dann muss man eine Welle reinbringen. Denn sie können ja nicht bis Ende des Jahres trainieren und keine Matches spielen."

Allgemein seien seine Spieler sehr fit. "Tennis-fit nicht, aber alle haben viel Ausdauer trainiert. Dominic war laufen und Inlineskaten. Und die anderen haben auch ihr Heim-Programm gemacht", berichtet Wolfgang Thiem.

Lieber Millionen-Turnier als Tennis-Bundesliga

Interessant ist für ihn ein von Serena-Coach Patrick Mouratoglou angedachtes Millionen-Turnier im Tennis-Camp Mouratoglou. Unter Berücksichtigung von "Social Distancing" und über die Distanz von fünf aufeinanderfolgenden Wochenenden soll ab Mitte Mai ein Einladungs-Turnier in dessen Akademie in Frankreich gespielt werden. So etwas würde Wolfgang Thiem für seinen Sohn eher vorschweben als etwa Matches in der heimischen Tennis-Bundesliga. "Wenn Du dort gegen einen Goffin, einen Tsitsipas spielen kannst", erklärt Thiem. Beide Stars trainieren fix in besagter Akademie.

Ob die vorerst bis 13. Juli anberaumte Tour-Pause wirklich dann endet, bewertet Thiem senior skeptisch. "Ich glaube, dass es mit der USA-Tour nichts wird. Das ist mein Gefühl", bezieht er sich etwa auf die Events in Toronto, Cincinnati und die US Open. Viel werde natürlich von den Reise-Möglichkeiten bis dahin abhängen. Und wenn es 2020 gar nicht mehr geht? "Es gibt so viele Fragen. Ich kann mir schon vorstellen, dass heuer nichts mehr ist. Es würde mich nicht extrem überraschen. Aber es wäre halt ein Wahnsinn."

Regionale Turnier-Serie ohne ATP-Punkte?

Eine Variante könnte auch - wie im Golfsport üblich - ein System mit regionalen Turnier-Serien sein, um so die Reisen zu reduzieren. "Wenn es in Europa wieder etwas beweglicher ist, werden sie sich sicher etwas einfallen lassen. Ich glaube nicht, dass dann keine Matches angeboten werden. Aber da wird man vielleicht eine regionale Turnier-Serie schaffen, für die es halt keine ATP-Punkte gibt."

Doch die Krux liegt mit Sicherheit bei nötigen Reise-Genehmigungen. "Ich weiß nur, dass es von Deutschland nach Österreich ginge." Etwa wenn Dominic Thiem seinen Physio Alex Stober zur Behandlung in Österreich haben möchte. "Das ginge. Aber da muss Dominic eine Einladung schreiben, Alex müsste einen Blutbefund bringen. Und ich glaube, wenn er zurückgeht, müsste er sogar wieder in Quarantäne gehen. Das ist dann uninteressant."

Hinter den Kulissen wird in der ATP an möglichen Szenarien gearbeitet. Doch wenn man keinen fixen Termin angeben kann, ist nur ein Hinauszögern möglich. "Die ATP wartet jetzt noch bis Anfang Juni ab. Dann will sie entscheiden, ob Amerika gespielt wird. Und dann wird man sich auf die September-Tour in Europa verlagern."

"Die Frage ist, wie Tennis aus der Geschichte rauskommt"

Abseits all dieser Fragen macht sich Thiem senior angesichts der Corona-Krise auch über die generelle Zukunft des Tennis-Sports so seine Gedanken. "Die Frage ist, wie die ganze Szene aus dieser Geschichte rauskommt. Wie viele Turniere werden das überleben? Und wie verändert sich das dann in den nächsten Jahren?"

Dazu kommt das Problem der "arbeitslosen" Spieler. Von der ATP gibt es offiziell keine Unterstützung, denn die Profis sind selbstständig. Während man sich um Dominic Thiem keine Sorgen machen muss, sind zumindest Spieler außerhalb der Top 100 gefährdet. Wie wird dann Akteuren wie Ofner oder Rodionov geholfen? "Man muss ihnen trainingsmäßig entgegenkommen. Man unterstützt sie da, dass man ihnen die Möglichkeit gibt, dass sie gut trainieren", so Thiem. Immerhin fallen auch die Reisekosten weg. "So viele Reserven haben sie schon. Das Problem ist dann eher der Trainer, der mit den Spielern gefahren ist. Und die ganze Entourage mit Kondi-Trainer und Physio, die sind ja auch alle arbeitslos."

Doppel-Spezialist Jürgen Melzer, der im Moment mehr Zeit für seinen dreijährigen Sohn hat, will den Trainingsbeginn langsam angehen lassen. "Es ist nicht so, dass jetzt Stress entsteht, weil ich übermorgen in Form sein muss. Ich werde natürlich spielen, vielleicht dreimal die Woche. Und einfach schauen, wer Zeit hat." (APA/red.)

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