Neue Antriebe in der MotoGP: Tage des Verbrenners gezählt?

26. Apr.
In der MotoGP wird mit Benzin-Motoren und einem Hubraum von 1.000 ccm gefahren.

Foto: Motorsport Images

Yamaha-Teamchef Lin Jarvis sieht in der Motorrad-WM mittel- bis langfristig neue Antriebs-Konzepte - die Dorna setzt auf einen Dialog mit den Herstellern.

Die Antriebskonzepte in der Fahrzeug-Industrie befinden sich aktuell im Umbruch. Diese Entwicklung macht auch vor dem Motorsport keinen Halt. Seit 2014 fährt die Formel 1 mit Hybrid-Motoren, und seit 2014/15 gibt es die Elektro-Rennserie Formel E. Auch die Rallye-WM wird ab 2022 auf Hybrid-Motoren setzen. Wie sieht die Zukunft der Motorrad-WM aus?

"Die Frage nach der Zukunft ist für eine Marke wie Yamaha natürlich interessant", meint Teamchef Lin Jarvis im Rahmen des BlackBook Businessforums. Und zieht einen Vergleich: "Meiner Meinung nach hinkt die Motorrad- der Automobil-Industrie hinterher."

MotoGP hinkt laut Jarvis hinterher

"In der MotoGP arbeiten wir mit starken, hocheffizienten Verbrennungs-Motoren. Wir müssen aus begrenztem Kraftstoff so viel Leistung wie möglich herausholen. Das bietet auch Vorteile für Straßen-Motoren, denn wir verwenden die effizientesten Triebwerke."

Das Tankvolumen ist auf 22 Liter Kraftstoff begrenzt. Über Leistungs-Daten hüllen sich die Hersteller in Schweigen. Die Power soll sich im Bereich von rund 300 PS bewegen. Für MotoGP-Prototypen gibt es zudem eine Begrenzung der Lautstärke, die auf 130 Dezibel festgelegt ist.

Auf der anderen Seite gibt es seit der Saison 2019 die MotoE. Diese Elektro-Motorräder sind im Vergleich zum MotoGP-Bike schwerer, haben weniger Leistung und sind langsamer. Zudem haben sie eine deutlich geringere Reichweite - und es gibt keinen Motor-Sound.

Zukünftige Antriebstechnik noch offen

"Die Frage ist, in welche Richtung sich der Sport in Zukunft entwickelt. Es wird passieren, dass man sich von Verbrennungs-Motoren verabschiedet", ist Jarvis überzeugt. "Wohin werden sich Moto3, Moto2 und MotoGP in Zukunft hin entwickeln, worin werden die Hersteller investieren?"

"Werden es weiterhin Verbrennungs-Motoren sein, Hybrid-Motoren oder eine komplett andere Technologie? Die Dorna promotet die MotoE. Wir beobachten das mit Interesse. Es gibt Vor- und Nachteile, wenn man mit Elektro-Motoren fährt."

Die Etablierung der MotoE im Rahmen der Grands Prix war von MotoGP-Promoter Dorna ein erster Schritt in diese Richtung. Mit dieser Serie will man erste Erfahrungen in diesem Bereich sammeln. Bisher wurde jedoch immer betont, dass die MotoE die MotoGP in Zukunft nicht ersetzen wird.

Jarvis gibt zu: "Bin ein Petrolhead

"Ich bin ein Petrolhead, weil ich alt bin", gibt Jarvis zu. Und der Yamaha-Teamchef betont: "Emotionen sind für unseren Sport sehr wichtig - der Sound und der Speed. Dieses Phänomen, das ein Verbrennungs-Motor erzeugt, ist schwierig nachzustellen."

Dennoch ist der Brite überzeugt, dass sich auch die Motorrad-WM mittel- bis langfristig im Bereich des Antriebs verändern wird. "Der Trend kommt trotzdem. Ich würde schätzen, dass wir in fünf Jahren die Entwicklung von neuen Antriebs-Techniken sehen werden."

Auch bei Serien-Motorrädern halten Elektro-Motoren langsam Einzug, auch wenn das in den Produktpaletten noch eher "Exoten" sind. Klassische Verbrennungs-Motoren sind weiterhin am weitesten verbreitet.

Dorna setzt auf Dialog mit der Industrie

Erst wenn es bei Serien-Modellen nachhaltige Veränderungen geben wird, wird auch der Motorsport nachziehen. "Motorsport ist nicht das Problem, sondern Teil der Lösung", hält Pau Serracanta, Managing Director der MotoGP, fest. Man setzt auf einen Dialog mit den Herstellern.

"Die Wahrheit ist, dass wir über Elektro-Motoren und unterschiedliche Kraftstoffe mit der Industrie sprechen werden. Das entscheidet nicht die Dorna. Die Industrie leitet uns in die richtige Richtung. Wir versuchen so viel Erfahrung wie möglich zu sammeln."

"Die MotoE ist eine fantastische Erfahrung. Ich war auch immer ein Petrolhead. Aber die MotoE-Rennen sind fantastisch", spricht Serracanta die hart umkämpften, kurzen Sprint-Rennen an. "Natürlich gibt es keinen Motor-Sound."

"Aber wenn man die Rennen im TV verfolgt und einem Kommentator zuhört, dann ist das eigentlich kein Problem. Wir werden sehen, wie wir alle gemeinsam mit der Motorrad-Industrie die Zukunft gestalten können." Derzeit gibt es (noch) keine Bestrebungen, das Technische Reglement bezüglich der Motoren in näherer Zukunft zu ändern.

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