Triumph der Blues: Dieser Titel sucht seinesgleichen

14. Juni
Huddle, Crowd, Person
Die St. Louis Blues sind lange Zeit Letzter und nun plötzlich Champion. Und das in einem Land, wo Sportmärchen quasi erfunden wurden.

Die St. Louis Blues sind erstmals Champion in der NHL. Das Team aus Missouri besiegte am Mittwoch die Boston Bruins im siebenten Spiel des Stanley-Cup-Finales 4:1 und vollbrachte Historisches. Noch nie hatte ein Vertreter einer der vier großen nordamerikanischen Ligen einen Titel geholt, nachdem er nach einem Viertel der Saison oder mehr den letzten Platz belegt hatte.

St. Louis Blues: 30 Siege in den letzten 45 Spielen

Was die St. Louis Blues allerdings in dieser Saison hingelegt haben, sucht selbst im gewollt egalitär gestalteten US-Teamsport seinesgleichen. Am 3. Jänner hatten die Männer aus der Stadt am Mississippi den letzten Platz in der NHL belegt. Auf wundersame Weise schafften sie mit 30 Siegen in den letzten 45 Spielen des Grunddurchgangs den Turnaround, der am Mittwoch sein triumphales Ende fand.

Ryan O'Reilly (17.), der als wertvollster Spieler der Finalserie ausgezeichnet wurde, und Alex Pietrangelo (20.) legten mit ihren Treffern im ersten Drittel den Grundstein für den Erfolg im TD Garden. Nach einem torlosen Mitteldrittel erhöhten Brayden Schenn (52.) und Zach Sanford (56.) im Schlussabschnitt auf 4:0, ehe Matt Grzelcyk (58.) der Ehrentreffer für die gedemütigte Heimmannschaft gelang.

"Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wo wir herkamen, und wo wir jetzt sind. Es ist unglaublich", sagte der 29-jährige Pietrangelo. "Nachdem wir unseren Stil gefunden hatten, waren wir nur schwer zu schlagen", resümierte Blues-Trainer Craig Berube, der im vergangenen November engagiert worden war.

Hinten drin? Rookie-Goalie Jordan Binnington

Einen großen Anteil am Auswärtserfolg in Boston hatte Rookie-Torhüter Jordan Binnington. Der 25-Jährige wehrte 32 von 33 Schüssen der Bruins ab. "Es war eine unglaubliche Saison, eine unglaubliche Geschichte", sagte Binnington, der erst am 7. Jänner sein NHL-Debüt gegeben hatte und nun neben O'Reilly zum Final-Helden wurde. Dieser trat in die Fußstapfen von Eishockey-Legende Wayne Gretzky, indem er in vier Finalspielen hintereinander ein Tor erzielte.

Ein neuer Blues: Vom Mitläufer zum Champion

Die Blues galten schon als ewige Mitläufer, die bisweilen zwar am Erfolg schnuppern, aber ihn nie wirklich auskosten durften. Kein NHL-Team musste länger auf den ersten Stanley-Cup-Gewinn warten. 52 Jahre vergingen seit der Gründung der Franchise 1967. Damals kamen in der NHL sechs Teams dazu, vier davon - Philadelphia Flyers, Pittsburgh Penguins, Minnesota/Dallas Stars und Los Angeles Kings - haben den Stanley Cup bereits gewonnen. Das sechste, die Oakland Seals, verabschiedete sich bald.

In den ersten drei Jahren schaffte es St. Louis stets ins Stanley-Cup-Finale, kassierte aber jeweils eine 0:4-Niederlage. Besonders schmerzhaft war das Ende der Serie 1970, die Boston-Bruins-Ikone Bobby Orr in der Overtime herbeiführte. Seit damals waren die Blues fast immer in den Playoffs, aber bis 2019 nicht mehr im Finale. Dabei gab es durchaus einige solide Mannschaften. Von 2001 bis 2006 spielte mit Goalie Reinhard Divis auch ein Österreicher bei der Truppe, die nach dem Musikstück "St. Louis Blues" von W.C. Handy benannt ist. (APA/RED)

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