UEFA Champions League: Salzburg in Wolfsburg unbelohnt

3. Nov.

Foto: GEPA pictures/ David Geieregger

"Wir wurden für ein richtig gutes Spiel nicht belohnt", sagt Matthias Jaissle nach dem vierten Spieltag der UEFA Champions League. Karim Adeyemi ist "extrem enttäuscht".

Nicht zuletzt der Trainereffekt bei Wolfsburg hat Salzburg am Dienstag den vorzeitigen Achtelfinaleinzug in der UEFA Champions League verhaut. Das 1:2 beim "Werksclub" war trotz neuerlich mutigen Auftretens auch der Leistungssteigerung des VfL geschuldet. Zudem ging vieles, was bisher perfekt funktionierte, diesmal nicht voll auf. Coach Matthias Jaissle sah jedenfalls keinen Grund, Trübsal zu blasen. "Heute wurden wir für ein richtig gutes Spiel nicht belohnt", sagte er.

Mit einem Sieg hätte sich Salzburg erstmals in der Club-Geschichte ins Achtelfinale der UEFA Champions League geschossen, ein Remis hätte zumindest zum Fixumstieg in die Europa League gereicht. So aber müssen die "Bullen" nach der ersten Pflichtspiel-Niederlage nach 21 Partien (3 Remis) noch warten. Auch wenn sie mit sieben Punkten Spitzenreiter in Gruppe G bleiben und damit weiter vor Lille, Wolfsburg (je 5) und Sevilla (3) liegen.

Rückblickend sollte Jaissle recht behalten: "Eine ganz andere" Mannschaft hatte der Deutsche im Hinblick auf einen Gegner angekündigt, der beim 3:1-Sieg in Salzburg vor zwei Wochen noch reichlich verunsichert und defensiv anfällig aufgetreten war. Davon war im zweiten Spiel unter Florian Kohfeldt, Nachfolger des glücklosen Mark van Bommel, drei Tage nach dem befreienden 2:0 über Bayer Leverkusen nichts mehr zu sehen. Die Dreier- respektive Fünferkette hatte alles unter Kontrolle, nach der frühen Führung durch Ridle Baku (3.) spielte sie lange die Hauptrolle beim VfL. Denn das Offensivrezept erschöpfte sich zumeist in hohen Bällen auf den nach einer Corona-Erkrankung zurückgekehrten Sturm-Hünen Wout Weghorst.

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UEFA Champions League: Adeyemi extrem enttäuscht von sich

Erst nach dem Ausgleich durch einen gefühlvollen, wenngleich wohl haltbaren Freistoß von Maximilian Wöber (30.), sahen sich die Hausherren vor lediglich 16.112 Zuschauern wieder zu konstruktiveren Offensivaktionen genötigt. "Wir hatten heute Feuer im Bauch. Wir haben einfach das Selbstvertrauen zurückbekommen", merkte Lukas Nmecha an, der seine Truppe mit dem Siegtreffer (60.) belohnte. So wie es beim 0:1 Salzburgs Außenverteidiger Rasmus Kristensen nicht perfekt machte, so sahen bei Nmechas Treffer sowohl Wöber als auch Goalie Philipp Köhn nur mittelprächtig aus.

Einer, der leistungsmäßig nicht an seine bisherigen Glanzvorstellungen anschließen konnte, war jedenfalls Stürmer Karim Adeyemi. "Ich bin extrem enttäuscht von mir und zu Recht ausgewechselt worden. Die Chancenauswertung war nicht so gut. Und bei Wolfsburg ist gefühlt jeder Schuss reingegangen", meinte der 19-Jährige, der sich drei gute Möglichkeiten entgehen hatte lassen. Jaissle nahm Adeyemi, aber auch dessen Kollegen in Schutz. "Bei so jungen Burschen gehört es dazu, das ist ein Entwicklungsprozess. Deshalb sind sie hier bei uns in Salzburg", merkte der Deutsche an. Er versuche, das Geschehen "recht neutral einzuordnen". Schließlich sprachen u.a. Ballbesitz (55:45) und Torschüsse (14:8) auch statistisch für seine Truppe.

"Wir sind nicht zufrieden. Aber unser Spiel, unsere Leidenschaft, unsere Qualität war schon top", betonte Kristensen, der nur "Kleinigkeiten, die heute nicht gepasst haben", monierte. Sein Fazit nach dem vierten Spieltag der UEFA Champions League: "Wir haben noch zwei Finali. Wir müssen schärfer sein." Jaissle sah seine Elf "brutal bestraft" von "extrem effektiven" Wolfsburgern, für den stark spielenden Mittelfeldmann Nicolas Seiwald war die "Enttäuschung groß". "In der Kabine ist es still wie nie zuvor. Wir ärgern uns natürlich. Aber wir haben noch zwei Spiele, zwei Matchbälle - und die werden wir verwerten", meinte der Salzburger. Dann, so Jaissles Hoffnung, werde seine Truppe "noch kaltschnäuziger vor der Kiste" agieren.

Nächster Matchball für Salzburg in Lille

Einer, der aufgrund seiner Corona-Erkrankung die Reise nicht mitmachen hatte können, war Sportdirektor Christoph Freund. In zwei Wochen in Lille sollte er wieder an Bord sein, dann liegt der nächste Matchball für die Salzburger in der UEFA Champions League bereit. Einmal mehr vermied Jaissle es freilich, das Wort "Aufstieg" in den Mund zu nehmen. "Von mir haben die Spieler noch nie gehört, dass es unser Ziel ist. Das ist eher medial gesteuert", gab der 33-Jährige zu Protokoll. "Wenn wir weiter so ein Auftreten haben auf Top-Niveau, dann sind wir sehr zufrieden." (APA/red.)

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