UEFA-Kongress: Beschluss gegen Super League gefasst

20. Apr.
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Foto: GEPA pictures/ Mario Buehner

Die 55 Nationalverbände der Europäischen Fußball-Union (UEFA), darunter der ÖFB, haben sich mit einem gemeinsamen Beschluss gegen die neue Super League und deren Initiatoren gewandt. "Wir sind der europäische Fußball, sie sind es nicht", sagte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin gegen Ende des UEFA-Kongresses am Dienstag in Montreux. "Wir bleiben standhaft, widerstehen und werden dagegen vorgehen." Die Wortwahl wurde ohne Gegenstimmen als Erklärung angenommen.

"Die Verschwörer-Clubs haben offensichtlich nicht erkannt, dass sie ihren Status nicht in Isolation erreicht haben, sondern dass es Teil eines dynamischen Systems war, in dem große, mittlere und kleine Clubs alle zum Erfolg und Misserfolg aller beigetragen haben", hieß es in der Erklärung. Der Ausstieg sei ein Affront gegen die europäischen Werte und die Verdienste des Sports. "Wir wissen, moralisch, was auf dem Spiel steht, und wir werden den Fußball vor einem egoistischen Clan schützen."

Bei den zwölf abtrünnigen Clubs handelt es sich um Manchester United, Manchester City, Liverpool, Arsenal, Chelsea und Tottenham aus England, Real Madrid, FC Barcelona und Atletico Madrid aus Spanien sowie Juventus Turin, Inter Mailand und AC Milan aus Italien. Spitzenvereine aus Frankreich wie Paris Saint-Germain oder Deutschland wie Bayern München haben sich dagegen ausgesprochen.

Rummenigge in Super-League-Krise in UEFA-Exekutive bestellt

Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zog inmitten der Krise auch wieder in das Exekutivkomitee der UEFA ein. Der 65-jährige Deutsche wurde in Montreux als Vertreter der Europäischen Club-Vereinigung (ECA) per Akklamation in das wichtige Gremium aufgenommen. Für den ÖFB waren beim Kongress Präsident Leo Windtner und Thomas Hollerer vor Ort.

Rummenigge will ein Schlichter sein zwischen der UEFA und den zwölf Clubs der Super League. "Ich war und bin ein Freund des Dialoges und möchte versuchen, als Mediator zwischen der UEFA und den zwölf abtrünnigen Vereinen zu vermitteln", sagte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern in einer Mitteilung am Dienstag.

Eigentlich wollte Rummenigge die Funktionärskarriere nach Auslaufen seines Bayern-Vertrages Ende 2021 beenden. "Es stand nicht mehr in meiner Lebensplanung, noch einmal Mitglied der UEFA-Exekutive zu werden", sagte er. In der Lage sei er aber von vielen ECA-Teams und UEFA-Präsident Ceferin persönlich um Hilfe gebeten worden. "Ich liebe den Fußball und fühle mich auch verantwortlich. Deshalb ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, dem europäischen Vereinsfußball und der UEFA zu helfen, dass unsere Wettbewerbsstrukturen in Europa erhalten bleiben", sagte er.

Rummenigge folgt Andrea Agnelli

Rummenigge folgt Andrea Agnelli. Der Chef von Juventus Turin hatte den Posten wegen der Verwerfungen der von ihm maßgeblich vorangetriebenen Super-League-Pläne zurückgelegt. Rummenigge hatte dem Exekutivkomitee bereits von 2016 bis 2017 angehört, sich dann aber zugunsten Agnellis zurückgezogen. Seine Amtszeit in der UEFA-Exekutive läuft bis 2024, Deutschland ist dort damit wieder mit zwei Mitgliedern vertreten.

Der FC Bayern, im Vorjahr Gewinner der Champions League, hatte sich klar von den Ablösungstendenzen distanziert. Damit befinden sich die Bayern auch auf Linie mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB). DFB-Präsident Fritz Keller plädierte für einen Ausschluss der Super-League-Vereine und ihrer Nachwuchsteams aus allen bisherigen Wettbewerben. "Der Fußball ist offen und für alle da. Eine geschlossene Super League dagegen nur für Superreiche und Superrücksichtslose", sagte der Verbandschef in einer Twitter-Mitteilung des DFB. Deutschland scheint im harten Kampf mit den Abtrünnigen ein wichtiger Partner für Ceferin.

Auch UEFA-Chefin gegen Super-League-Pläne

Auch die UEFA-Chefin für Frauenfußball, die Deutsche Nadine Keßler, sprach sich klar gegen die Super-League-Pläne aus. Obwohl die Verantwortlichen am Montag auch die Schaffung eine Eliteliga für Frauen in Aussicht gestellt hatten. Der Frauenfußball brauche aber nicht nur mehr Clubs, "sondern auch ein besseres Gleichgewicht zwischen den Vereinen, damit mehr als nur ein paar herausragende Spielerinnen davon profitieren können", meinte die frühere Weltfußballerin in einem offenen Brief.

Mit einer geschlossenen Super League sei dies nicht möglich, betonte Keßler. Und sie ergänzte: "Die Werte unseres Sports sind in Zeiten wichtig, in denen Gier die allgemeinen Bedürfnisse der Gesellschaft und des Fußballs insgesamt zu überschatten scheint."

Sport & Talk: Highlights

FIFA-Präsident Infantino sagt UEFA "volle Unterstützung" zu

FIFA-Präsident Gianni Infantino lehnt die neue European Super League ab und hat den zwölf Gründerclubs nicht näher definierte "Konsequenzen" angedroht. Es gebe "keinerlei Zweifel" an der Position des Fußball-Weltverbandes, sagte Infantino am Dienstag während des Kongresses der UEFA in Montreux.

"Die Super League widerspricht den Werten des Sports. Sie ist eine geschlossene Gesellschaft, eine Abspaltung von den existierenden Institutionen, den Ligen, Verbänden, der FIFA und der UEFA." Infantino sprach dem europäischen Kontinentalverband UEFA "die volle Unterstützung" zu.

Am Vortag, als die zwölf Clubs aus Spanien, England und Italien ihre Pläne offenbart haben, habe man von Krieg und Verbrechen gelesen, erinnerte Infantino. "Schreckliche Wörter und noch schrecklicher, wenn sie über das Spiel gesagt werden, das wir alle lieben." Die FIFA dagegen sei eine Organisation, die "auf den wahren Werten des Sports" aufgebaut sei.

Mit drastischen Sanktionen gedroht

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hatte am Montag mit drastischen Sanktionen bis hin zum EM- und WM-Aus für Spieler der Super-League-Vereine gedroht. Der Kontinentalverband will am Freitag außerdem darüber entscheiden, ob die abtrünnigen Clubs per sofort aus dem Europacup ausgeschlossen werden. Betroffen wären Real Madrid, Chelsea und Manchester City im Champions-League-Halbfinale sowie Manchester United und Arsenal im Europa-League-Halbfinale.

Infantino blieb vage. "Wenn einige wählen, ihren eigenen Weg zu gehen, müssen sie mit den Konsequenzen leben", sagte der FIFA-Chef. "Sie sind verantwortlich. Konkret bedeutet das, entweder bist du drinnen oder draußen. Du kannst nicht zur Hälfte drinnen und zur Hälfte draußen sein. Aber ich will nicht einmal darüber nachdenken."

ÖFB und Liga: Super League wäre "verheerender Rückschlag"

Der ÖFB und Österreichs Fußball-Bundesliga haben ihre Ablehnung gegenüber einer europäischen Super League in einer gemeinsamen Aussendung bekräftigt. "Internationale Bewerbe müssen durch sportliche Qualifikation aus den nationalen Bewerben und Solidarität geprägt sein, anstatt ein quasi geschlossenes System zu implementieren, das nur darauf aufgebaut ist, bestmögliche finanzielle Rahmenbedingungen für einige wenige Auserwählte zu garantieren", hieß es darin.

ÖFB-Präsident Leo Windtner verwies nach dem UEFA-Kongress am Dienstag in Montreux darauf, dass die 55 Mitgliedsverbände die Pläne einer Super League aufs Schärfste verurteilen würden. "Ich begrüße die volle Geschlossenheit von UEFA, FIFA, den Verbänden und Ligen", sagte Windtner.

Ein Zustandekommen der elitären Liga stehe im krassen Gegensatz zu den Werten des Sports. "Das würde gerade für kleinere und mittleren Nationen wie Österreich einen verheerenden Rückschlag bedeuten und die Basis in ihren Grundfesten erschüttern", erklärte Windtner. "Fußball ist für alle, nicht nur für eine selbst ernannte Elite."

Liga-Vorstand Christian Ebenbauer betonte, dass die Großclubs schon längere Zeit Druck auf die internationalen Bewerbe und nationalen Ligen ausgeübt und nun "ihre Drohung wahrgemacht" hätten. Bereits in den vergangenen Jahren habe sich das "finanzielle Gewicht stark zugunsten der großen Clubs verschoben, was mittlerweile massive Auswirkungen auf die Wettbewerbsgleichheit in den internationalen, aber vor allem auch in den nationalen Bewerben hat", erklärte Ebenbauer. (APA/red.)

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