Umstrittene Reform: Erinnerung an alte Davis-Cup-Zeiten

Foto: GEPA Pictures / Patrick Steiner
Drei Spieltage mit Matches im Fünfsatz-Modus, viele Heim- und Auswärtsspiele, Fan-Massen bei den jeweiligen Gastgebern - das ist Vergangenheit. Der Davis Cup hat nach der Reform eine drastische Änderung erfahren, und zumindest die ältere Generation sehnt sich noch ein bisschen nach den alten Zeiten. Auch die Kapitäne von Österreich und Deutschland, Stefan Koubek und Michael Kohlmann, erinnerten sich im Vorfeld des Final-Turniers in Innsbruck zurück.
Die Premiere des neuen Formats in Form eines Final-Turniers mit 18 Nationen in sechs Dreier-Gruppen fand vor zwei Jahren in Madrid statt. Doch abgesehen von den Länderkämpfen der Gastgeber ging dabei so manches Nationen-Duell vor recht leeren Tribünen in Szene. "Was dort gefehlt hat, waren die Zuschauer", erinnerte sich etwa Kohlmann. "Man muss dem Format eine Chance geben. Aber ich glaube nicht daran, dass man wie im Fußball die Leute dazu bewegen kann, jedes Jahr um die Welt zu reisen."
"Man muss dem Format eine Chance geben"
Kohlmann erinnert sich freilich auch als Ex-Profi an Momente, die das neue Format nicht hergeben kann. "Zudem will man sich ja auch dem Heim-Publikum zeigen. Da muss man jetzt Glück haben, dass man in der Qualifikationsrunde ist (mit Heim- und Auswärts-Modus, Anm. d. Red.), was aber nicht das Ziel einer Mannschaft ist", erklärte der Deutsche. Stattdessen habe man als Team das Ziel, möglichst weit zu kommen und sich direkt für das nächste Final-Turnier zu qualifizieren.
Koubek sieht es ähnlich wie Kohlmann: "Es ist nicht mehr so, wie wir es kennen als Spieler - das war einfach etwas anderes. Am Ende waren es nur noch zwei Tage. Aber wenn du Diese drei Tage Davis-Cup-Experience einmal gehabt hast, speziell vor heimischen Publikum, wo geile Stimmung war, das kannst Du mit nichts anderem gut machen." In Innsbruck hätte man in den Gruppenspielen gegen Serbien am Freitag und Deutschland am Sonntag (jeweils 16:00 Uhr - beide Duelle LIVE bei ServusTV, im Stream & in allen Apps) zumindest die Heim-Atmosphäre noch einmal richtig erleben können. Dann aber machte die Corona-Pandemie Spielern, Veranstaltern und Fans einen Strich durch die Rechnung.
Heim-Fans im Davis Cup "Sahne auf der Torte"
"Wir hätten es jetzt hier gehabt, weil wir Glück hatten, dass dieses Event in Innsbruck ist." Der eingefleischte Fan-Kern, erzählte Koubek, habe dem Team "ein richtig geiles Video" zur Motivation geschickt hat. Doch eine eventuelle Rückkehr zum alten Modus schließt Koubek aus. "Ich glaube, es ist eine sinnlose Diskussion. Weil ich das Gefühl habe, dass es nie wieder so wird wie früher." Zudem sei der Turnier-Jahresplan jetzt zu, und die sonst für den Davis Cup frei gehaltenen Wochen verbucht. Für Kohlmann machen die Zuschauer, die "letzten paar Prozente aus", um aus Spielern alles rauszuholen. "Das ist die Sahne auf der Torte."
Zumindest gibt es aber Anzeichen, dass das Davis-Cup-Finalturnier auch künftig nicht nur an einem Schauplatz ausgetragen wird. Das befürwortet auch Novak Djokovic, der schon vor zwei Jahren über den neuen Modus wenig glücklich war. "Ich war wirklich immer dafür, dass der Davis Cup an mehreren Locations ausgetragen werden sollte. Zumindest gibt es jetzt mehrere Länder, die als Gastgeber zum Zug kommen." Dass die Pandemie nun aus ganz anderen Gründen in Österreich für Geisterspiele sorgt, ist in der Tat Pech. Allerdings gibt es an den beiden anderen Spielorten Madrid und Turin keine so restriktiven Einschränkungen - dort werden alle Matches vor Fans in Szene gehen. (APA/red.)