Urs Lehmann: „Wir müssen ein wenig out of the box denken“

19. Okt.

© ServusTV / Manuel Seeger

Die ehemaligen Skistars sind sich nicht immer einig, welche Veränderungen der Weltcup braucht. Und Matthias Walkner geht nach seinem in Marokko eingefahrenen WM-Titel voller Motivation in die Dakar-Vorbereitung.

Ski Alpin

„Es gibt neun Landesskiverbände in Österreich, die unterschiedliche Vorstellungen haben. Diese auf einen Nenner zu bringen, ist nicht immer ganz einfach.“
Michael Walchhofer gibt sich zur seiner gescheiterten Kandidatur im Juni diplomatisch.

„Mit Roswitha Stadlober hat man jetzt nicht nur eine Dame, was gerne in den Vordergrund gestellt wird, sondern auch eine Ski-Insiderin, die lange Vizepräsidentin und selbst Rennläuferin war. Sie ist eine Fachfrau, die sicher perfekt in dieser Position agieren wird.“
Michael Walchhofer hält die neue ÖSV-Präsidentin für hochqualifiziert.

„Super-G wird am Freitag gefahren. Wie viele Leute haben da Zeit zum Zuschauen? Super-G hat nur einen Durchgang. Aber wie viele Leute sehen ehrlicherweise beim Riesentorlauf schon den ersten Durchgang?“
Hannes Reichelt weiß, warum der Super-G mit einem Zuschauerzuspruch kämpft.

„Ich verstehe die Leute, die den Unterschied zwischen Abfahrt und Super-G nicht sehen. Aber mit digitalen Möglichkeiten kann man ein Rennen wie die Formel 1 inszenieren: wie weit ein Sprung in der Abfahrt geht oder welche Kräfte im Super-G wirken.“
Urs Lehmann glaubt an die Zukunft des Super-G.

„Gebe ich der Kombination mit sieben Rennen eine Aufmerksamkeit, wird das Teilnehmerfeld anders werden. Dann hat die Kugel eine Berechtigung.“
Rainer Schönfelder sieht die Kombination stiefmütterlich behandelt.

„Meiner Meinung nach muss man beim Parallelslalom einen Schwerpunkt setzen, weil es die einzige Disziplin ist, die man in ein Umfeld bringen kann, in dem ich nicht von wahnsinnig großen Pisten, Schnee, Liften etc. abhängig bin.“
Rainer Schönfelder würde den Parallelslalom in Städten forcieren.

„Wir müssen ein wenig out of the box denken. In den klassischen Ländern müssen wir nicht in die Städte. Ich bin für einen Parallelslalom im Madison Square Garden in New York. Da kannst du eine Riesengeschichte machen, die Jungen und eine Klientel abholen, die wir bisher nicht erreicht haben.“
Urs Lehmann denkt an große Spektakel in marktfernen Metropolen.

„Als Start in die Weltcupsaison wäre es okay. Über Lake Louise wird auch gesagt, es ist zu leicht und trotzdem gab es dort schon brutale Verletzungen. Ich würde es einmal probieren und dann die Läufer fragen, ob es weltcupwürdig ist oder nicht.“
Hannes Reichelt über eine Weltcup-Abfahrt am Matterhorn.

„Die Läufer sagen zurecht, dass die Saison viel zu kompakt ist. Wenn man früher beginnen kann, nimmst du den Druck heraus. Auch die Industrie will im Oktober Bilder zeigen und in die Welt transportieren. Deswegen ist Sölden entstanden. Und so kann man das Loch von über einem Monat füllen.“
Urs Lehmann würde nicht nur aus Vermarktungsgründen am Matterhorn fahren lassen.

„Ich weiß nicht, ob es Sinn macht, den Skisport unbedingt weltweit vermarkten zu müssen. Wir haben jetzt Erfahrungswerte von Großereignissen in solchen Ländern: Hat sich etwas getan? Bei der Skiindustrie? Beim Tourismus? Beim Breitensport? Im Weltcup?“
Rainer Schönfelder outet sich als Kritiker von Rennen in Fernost.

„Wollen wir ein zentraleuropäisches Konstrukt sein oder haben wir einen globalen Anspruch? Wenn wir den Skisport zum Wachsen bringen wollen, müssen wir neue Märkte erschließen und den Mut haben, etwas zu probieren. Die großen Sponsoren kommen nur, wenn es ein weltweit attraktives Produkt ist.“
Urs Lehmann will Asien als Austragungsregion nicht aufgeben.

„In der Vergangenheit war der Weg verkehrt, da man ihnen gleich Olympische Spiele und Weltmeisterschaften gegeben hat. Sie waren überfordert. Zuerst muss man eine Aufbauarbeit leisten, bevor man die ganz großen Rennen dort veranstaltet.“
Michael Walchhofer glaubt, dass Großereignisse zu schnell an Länder ohne Wintersporttradition vergeben werden.

„Das Ziel ist, das Starterfeld zu verkleinern. Man will den Sieger ja unten jubeln sehen und nicht bis zur Startnummer 50 warten müssen.“
Hannes Reichelt hält einen Weltcup mit Auf- und Abstieg für sinnvoll.

Motorsport

„Marokko ist für alle extrem wichtig, weil es das letzte große Rennen vor der Dakar ist. Das Gefühl von der Rallye nimmt man in die Vorbereitung mit. Die ersten 15 waren da: alle Werksteams, die im Jänner etwas zeigen wollen.“
Matthias Walkner über die Bedeutung der Wüstenrallye in Marokko.

„Bei langen Rennen, bei denen man 40, 50 Stunden am Motorrad sitzt, kann es schon vorkommen, dass man den einen oder anderen Bock schießt. Aber ich habe immer gewusst, dass ich vom Speed und der Motivation zu den Fahrern gehöre, die unter die ersten Drei kommen können.“
Matthias Walkner über die letzten, von Pech geprägten Jahre.

„Ich habe über die Jahre gemerkt, wo es Sinn macht zu pushen, um Zeit gut zu machen und wo man mehr Augenmerk auf die Navigation legen soll. Ich glaube, diesbezüglich ein besseres Maß gefunden zu haben.“
Matthias Walkner baut mittlerweile auf seine Erfahrung.

„Der Marcel und der Ferdl haben mir die Augen geöffnet, wie sehr man ans Limit gehen kann, den Sport ausreizen kann und Details über Sieg oder Niederlage entscheiden können.“
Matthias Walkner über den Einfluss der Familie Hirscher auf seine Entwicklung.

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