„Wie russisches Roulette“: Rossi sieht Moto3-Rennen kritisch

11. Okt.
Valentino Rossi findet deutliche Worte für die aktuelle Situation in der Moto3.

Foto: Motorsport Images

Valentino Rossi und Andrea Dovizioso warnen vor gefährlichen Manövern in der kleinen Kategorie - die Strafe für Deniz Öncü finden beide Routiniers richtig.

Der schwere Moto3-Unfall zuletzt beim USA-Grand-Prix auf dem Circuit of The Americas sorgte für viele Diskussionen. Glücklicherweise blieben dabei alle beteiligten Fahrer unverletzt. Deniz Öncü, als Auslöser für den Massen-Crash identifiziert, wurde daraufhin für zwei Rennen gesperrt.

Der Türke hatte auf der Geraden die Linie gewechselt. Mit seinem Hinterrad berührte er dabei das Vorderrad von Jeremy Alcoba. Letzterer kam dadurch zu Sturz, und die nachfolgenden Andrea Migno und Pedro Acosta prallten frontal gegen die am Boden liegende Honda.

"Das war ein beängstigender Moment", sagt Marc Marquez. "In meiner Box wurde es ganz still. Es ist eine harte Strafe. Natürlich hat Öncü das nicht mit Absicht gemacht. Aber sie müssen das tun, wenn man solche Manöver verhindern will. Man kann nicht so aggressiv die Linie wechseln."

"Die Situation ist völlig außer Kontrolle"

"Für mich ist die Strafe richtig", pflichtet Valentino Rossi ihm bei. "Sie müssen etwas unternehmen, das ist das Mindeste. Die Situation ist völlig außer Kontrolle. Meiner Meinung nach haben sie einen Fehler gemacht, dass sie das Moto3-Rennen für fünf Runden neu gestartet haben. Das ist wie russisches Roulette."

"Öncü hat auf der Geraden die Spur gewechselt, obwohl er wusste, dass dort ein anderer Fahrer war. Das hat zu einem Unfall geführt, der tödlich hätte ausgehen können. Nur mit viel Glück ist nichts passiert. Sie müssen aber ernsthaft etwas mit diesen jungen Kerlen machen."

Rossi weiter: "Die Situation muss sich ändern, bevor etwas passiert. Motorrad-Rennen sind viel zu gefährlich, um so zu fahren. Man muss Respekt vor der eigenen Sicherheit und der der anderen Fahrer haben. Man spielt mit dem Leben junger Fahrer."

Dovizioso kritisiert zu aggressive Fahrweise

Das Rennen musste zunächst abgebrochen werden, weil Filip Salac nach einem schweren Sturz von den Hilfskräften versorgt werden musste. Glücklicherweise zog sich der Tscheche keine schwerwiegenden Verletzungen zu, woraufhin ein Neustart über fünf Runden angesetzt wurde.

Für Andrea Dovizioso war dieser Neustart des Rennens nicht das Problem. Sondern, erklärt "Dovi": "Das Problem ist, dass diese Jungs verstehen müssen, wie man Rennen fährt - und dass man Respekt vor anderen Fahrern haben muss. Mit aggressiven Manövern wird man nicht Weltmeister."

"Unser Sport ist gefährlich. Mit aggressiven Manövern hat man in einem bestimmten Moment vielleicht einen Vorteil. Aber beim nächsten Mal kann das ganz anders ausgehen. Wer solche Manöver fährt, hat diesen Sport nicht verstanden", findet Dovizioso klare Worte.

"Es gibt Momente, da kann man aggressiv sein - aber es gibt ein Limit. Man kann nicht 100 Prozent geben, ohne rational nachzudenken. Das ist nicht gut. Es müssen Sanktionen für aggressive Fahrer gefunden werden, damit sie sensibilisiert werden."

"Diese Dinge müssen nicht passieren", betont der 125er-Weltmeister von 2004. "Die Zweikämpfe sind wunderschön, aber man muss immer daran denken, dass man sein Leben nicht riskiert." In der Moto3, die es seit 2012 gibt, wird schon seit Jahren hart gefahren.

Binder: Problematik in der Moto3 nicht neu

KTM-Pilot Brad Binder stößt ins gleiche Horn: "Das ist nicht neu. Die Moto3 ist sogar beängstigender wenn man zusieht, als wenn man selbst auf dem Bike sitzt. Ich kann mich erinnern, dass ich mir damals meine Rennen angesehen und hinterher gedacht habe, das ist komplett verrückt", so der Moto3-Weltmeister von 2016.

Für Suzuki-Star Joan Mir wurde Öncü für zwei Rennen gesperrt, um ein Exempel zu statuieren. "Ich glaube, die Strafe wurde ausgesprochen, damit auch die anderen Fahrer damit aufhören. Ich weiß nicht genau, was man tun kann - aber irgendetwas muss getan werden. Denn wenn nicht, wird wieder etwas passieren."

Nach dem USA-Grand-Prix sprachen auch einige aktuelle Moto3-Fahrer darüber, dass zu aggressiv und zu riskant gefahren wird. Und auch in den Sozialen Medien wiesen einige Youngster auf die Problematik hin. Ob der Austin-Crash zu einem Umdenken geführt hat?

Dovizioso glaubt, dass die Fahrer nicht zu jung sind und auch in der WM noch etwas lernen können. "Man kann immer noch viel tun. Wenn man sie hart bestraft, werden sie daraus lernen. Beim ersten Mal sind sie womöglich nicht einverstanden, aber dann werden sie darüber nachdenken."

"Der Gedanke dahinter ist, dass sie irgendwann verstehen, dass sie falsch lagen. Und wenn sie das nicht selbst schaffen, muss es ihnen eben jemand beibringen. Es ist aber kompliziert, immer das richtige Strafmaß zu finden, weil jeder meistens seine eigene Sicht hat. Ein schwieriges Terrain," so Dovi abschließend.

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