Wieder tödlicher Unfall in Sepang: Paolo Simoncelli findet emotionale Worte

10. Nov.
SIC58 Squadra Corse

Paolo Simoncelli nahm der erneute Unfalltod in Sepang besonders mit

Nach dem tragischen Unfalltod von Afridza Munandar in Sepang erinnert Paolo Simoncelli an seinen verstorbenen Sohn - und die Gefahren des Motorsports.

Der Unfalltod von Nachwuchs-Talent Afridza Munandar im Rahmenprogramm des Malaysia-Grand-Prix schockte Fahrer, Teams und Fans gleichermaßen. Der erst 20 Jahre alte Indonesier kam nach einem Sturz in Runde eins des Asia-Talent-Cup-Rennens am Samstag ums Leben. Vermutlich wurde er von einem anderen Fahrer erfasst.

Das Unglück weckte schlimme Erinnerungen an den tödlichen Unfall von Marco Simoncelli in Sepang 2011. Damals stürzte der MotoGP-Pilot ebenfalls früh im Rennen, mehrere nachfolgende Piloten konnten nicht mehr ausweichen und überrollten den Italiener. Er erlag seinen schweren Verletzungen im Alter von 24 Jahren.

Für Paolo Simoncelli, Vater des verstorbenen MotoGP-Stars und Besitzer eines Moto3-Teams, ist das Renn-Wochenende in Sepang auch deshalb ein besonders emotionaler Stopp im MotoGP-Kalender. Nach dem neuerlich tödlichen Unfall an gleicher Stelle fand er im Nachgang emotionale Worte über die Licht- und Schattenseiten des Sports.

Tödliches Unglück stimmt Teamchef nachdenklich

"Ich könnte viel über Sepang 2019 erzählen. Etwa über die erstaunliche Leistung eines großartigen Antonelli, der trotz gebrochenen Schlüsselbeins Zehnter wurde. Oder ich könnte vom X-ten Unfall eines unschuldigen Tatsuki erzählen, der wegen Rodrigo gestürzt ist", schreibt Simoncelli auf der Website seines Teams über das Rennen.

Tatsuki Suzukis Crash ging glimpflich aus, doch sein Teamchef weiß: "Der Unfall kam plötzlich, wie es die meisten Unfälle tun. Und sie können das Leben so vieler Menschen in nur einer Sekunde verändern." Munandars Schicksal führte das allen auf brutale Weise vor Augen - und riss ausgerechnet in Sepang alte Wunden auf.

"Einmal sagte mir jemand, Malaysia sei der spirituellste Ort auf Erden. Aber wenn das bedeutet, dem ewigen Leben näher zu kommen, wäre es vielleicht besser, die Strecke zu wechseln. Auch wenn es einer der schönsten Kurse der Welt ist", regt Simoncelli an. Dabei denkt er nicht nur an den eigenen Sohn, der sein Leben verlor.

Simoncelli-Vater sicher: Marco würde weiter fahren

So erinnert er sich auch an den Tod von Luis Salom 2016. Und einen Artikel, in dem es hieß: "Ich hoffe es nicht, aber bin mir ziemlich sicher, dass das Fahrerlager bald wieder verstummen wird. Mit den Augen voller Tränen und den Herzen voller Schmerz, weil wir ein weiteres Kind verloren haben, das gerade seinen Traum verfolgte."

"Dieses schreckliche Schicksal ist nach nur drei Jahren wieder da", zeigt sich Simoncelli bestürzt und grübelt über die Risiken des Sports. "Ich glaube nicht, dass es eine richtige oder falsche Theorie darüber geben kann, was passiert ist. Ich habe nur meine." Und diese fragt auch danach, was sein Sohn tun würde, wäre er noch hier.

"Ich stelle mir vor, wie es wäre, Marco heute wieder zu haben. Die absurde Möglichkeit, dass jemand ihn uns nach acht Jahren zurückgeben könnte. Ohne etwas zu ändern, was danach geschah, die Stiftung, das Team. Mit all dem Schmerz und den guten Dingen. Ich bin mir sicher, dass er wieder aufs Motorrad steigen würde."

Sepang hat vieles gegeben und genommen

"Hallo Papa, wo ist mein Helm?", hört er seinen Sohn sagen. "Er würde mit der gleichen Leidenschaft wie 2011 wieder auf die Strecke gehen, um allen in den Hintern zu treten", ist sich Simoncelli sicher. "Er würde uns jubeln und träumen lassen. Und uns zeigen, dass tolle Dinge 'einfach passieren' können, wann man daran glaubt."

Doch dieser Glaube wurde erneut auf eine harte Probe gestellt. Denn, so Simoncelli: "In Sepang haben wir wieder einen zu hohen Preis gezahlt. Bedenkt man, was mir einmal über die Spiritualität dieses Ortes gesagt wurde, ist diese Rennstrecke womöglich "verflucht". Wegen der vielen Weltmeister-Titel, die sie uns beschert, aber auch genommen hat."

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