Williams mit 750. Grand Prix: Garagenteam, Weltmeister, Hinterbänkler

21. Mai
Car, Automobile, Vehicle

Foto: GEPA pictures/ XPB Images/ Bearne

Triumphe und Tragödien, Drama und zuletzt ein kapitaler Absturz: Das Formel-1-Traditionsteam Williams begeht in Monaco seinen 750. Grand Prix mit einer Mischung aus Stolz und Tristesse.

Eigentlich wollte sich Patrick Head nur ein paar Pfund dazuverdienen, um sein Boot fertig zu bauen. Doch Frank Williams hatte mehr vor mit dem nach Holzkleber riechenden Ingenieur. "Du kannst Montag als mein Chefdesigner anfangen", sagte Williams am Ende eines halbstündigen Gesprächs in der Lobby eines Nobelhotels. Heads Arbeiten am Boot kamen damit zum Erliegen, stattdessen schrieben die beiden Briten ab 1977 Formel-1-Geschichte.

Sieben Fahrer- und neun Konstrukteurstitel errang das Williams-Team, das seine ersten Boliden in einer alten Teppichfabrik baute. 44 Jahre später, beim 750. Grand Prix des Rennstalls in Monaco (Sonntag, ab 13:30 Uhr bei ServusTV Österreich), ist neben goldenen Erinnerungen nur noch der ikonische Teamname geblieben. Das Team, das es einst aus der Garage an die Spitze schaffte, wurde überrollt von der wirtschaftlichen Power der Werke und den Milliarden von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz.

Sir Frank Williams, seit einem Verkehrsunfall 1986 an den Rollstuhl gefesselt, verkaufte im vergangenen August seine Anteile an das US-amerikanische Investment-Unternehmen Dorilton Capital, seine Tochter Claire zog sich aus der operativen Leitung zurück. Frisches Geld ist nun da, der Erfolg noch nicht. Seit 31 Rennen wartet der Rennstall auf einen WM-Punkt, kämpft mit Mick Schumachers Haas-Team darum, zumindest Vorletzter in der Konstrukteurswertung zu werden. 

Williams: Letzter Sieg 2012 in Barcelona

Man könne "nicht sagen", das Team liege "am Boden", erklärte Jost Capito, seit Februar Williams-Geschäftsführer, bei auto motor und sport. Die neuen Besitzer "investieren stark", beteuerte der 62-jährige Siegerländer. "Sie haben Interesse am langfristigen Erfolg. Damit sind die Möglichkeiten gegeben, das Team wieder aufzubauen." Zudem verfügt Williams mit George Russell über einen Piloten, der laut Capito "absolut, zu 100 Prozent" das Zeug zum Weltmeister hat. Irgendwann will man schließlich wieder oben anklopfen. Dort, wo der Platz von Williams in den 1980er- und 1990er-Jahren war.

Bereits im vierten Formel-1-Jahr erklomm das Team aus Grove den Gipfel. Alan Jones wurde 1980 Weltmeister, auch in der Konstrukteurswertung hatte der Rennstall die Nase vorn. Später kamen noch Keke Rosberg, Nelson Piquet, Nigel Mansell, Alain Prost, Damon Hill und zuletzt 1997 Jacques Villeneuve im Williams zu Weltmeister-Ehren.

Auch zahlreiche deutsche Piloten feierten Erfolge mit dem Team: Ralf Schumacher holte seine sechs Rennsiege für Williams, Heinz-Harald Frentzen wurde 1997 Vize-Weltmeister. Der 113. und bislang letzte Sieg aber glückte Pastor Maldonado 2012 in Barcelona - es war einer aus der Kategorie "Sensation".

"Ayrton war ein Gott in unserem Haus"

Doch Williams steht auch für den tödlichen Unfall Ayrton Sennas am 1. Mai 1994 in Imola. "Viele gaben uns die Schuld dafür. Als hätten wir der Welt ein Gemälde von Michelangelo gestohlen", sagte Frank Williams später rückblickend.

Verwunden hat er diesen schwarzen Tag nicht, glaubt seine Tochter Claire. "Ayrton war ein Gott in unserem Haus", sagte sie einmal der Sun. "Frank war gewissermaßen verliebt in Ayrton. Er schlich sich in sein Herz, in seinen Verstand, und er wollte ihn immer in seinen Rennwagen setzen. Dads Wunsch ging dann in Erfüllung, aber es endete auf die schlimmstmögliche Art und Weise."

Ihr Vater habe nie mit jemandem darüber gesprochen, sagte Claire Williams, "aber man kann den Schmerz in seinen Augen jedes Mal sehen, wenn er an den Unfall denkt." (SID/red.)

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