Wolff: „Löwe ist aufgewacht – brutal und kaltschnäuzig“

2. Dez.

Foto: (C) GEPA pictures/ XPB Images/ Moy

Die letzten Ergebnisse und das Ass in Form des Motors lassen Mercedes-Boss Toto Wolff optimistisch auf den Saudi Arabien-Grand Prix blicken.

Lewis Hamilton und Toto Wolff sind längst mehr als Angestellter und Boss. Oft saßen beide in neun gemeinsamen Jahren beisammen, um Verträge auszuhandeln, sich über Werte auszutauschen oder privat zu plaudern. Deswegen sollte man aufhorchen, wenn Mercedes-Sportchef Wolff über den erfolgreichsten Formel 1-Fahrer der Geschichte sagt: „Der Löwe ist aufgewacht. Lewis ist voll bei der Sache. Brutal und kaltschnäuzig."

Der Veganer Hamilton hat Blut geleckt vor dem vorletzten Saisonrennen in Saudi-Arabien. Nach dem Sprint von Sao Paulo am 13. November lag er 21 WM-Punkte hinter seinem Rivalen Max Verstappen, der alleinige Titelrekord schien dahin. Durch Gala-Rennen in Brasilien und Katar verkürzte der Weltmeister den Rückstand aber auf acht Zähler.

Auf den ersten Blick ist diese Entwicklung für Verstappen kein Grund zur Panik. Im Gegenteil: Allein der 24-Jährige kann am Sonntag auf dem nagelneuen Kurs in Dschidda Weltmeister werden. Hierzu muss der Red Bull-Pilot 18 Punkte mehr holen als Hamilton - was angesichts der jüngsten Eindrücke wohl außergewöhnlicher Umstände bedarf.

Hamiltn - Erfahrung, Naturtalent, Nervenstärke

Hamilton hält schließlich einige Trümpfe. Da ist einerseits seine immense Erfahrung. Seit 2007 fährt der Arbeitersohn aus Stevenage in der Formel 1. In jeder Saison gewann er mindestens ein Rennen. Bereits im elften Jahr kämpft er bis zum Ende um den Titel - siebenmal gewann er ihn. So oft wie sonst nur Michael Schumacher. Der mittlerweile zum Ritter geschlagene Hamilton paart Erfahrung mit Naturtalent und Nervenstärke. „Der Druck und was von einem abverlangt wird, das liebe ich", sagt er.

„Für Max ist das sicher nicht einfach, denn er ist das erste Mal in so einer Situation", meint Nico Rosberg. Der Deutsche war 2016 der letzte, der Hamilton im Titelkampf besiegen konnte. Danach trat er zurück, die Akkus waren komplett leer. „Man muss ausnutzen, wenn Lewis seine Schwächephasen hat, in denen er ein wenig die Motivation, den Kopf verliert. Dann heißt es: volle Attacke", erläuterte Rosberg im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.

Das Ass von Hamilton

Verstappen scheint diese Gelegenheit verpasst zu haben. Hamilton ist mental wieder obenauf. Dazu verfügte er zuletzt über das stärkste Gesamtpaket. Und Mercedes hat für die Formel 1-Premiere auf dem neuen Hochgeschwindigkeitskurs in Dschidda noch ein Ass im Ärmel: In den Wagen mit der Nummer 44 wird wieder der Motor eingebaut, der Hamilton in Brasilien von ganz hinten zum Sieg verhalf.

„Wir haben uns das Feuer für die letzten beiden Rennen aufgehoben", sagte Wolff hämisch: "Wir sind auf der Jagd. Das Auto ist wahrscheinlich so gut wie noch nie in dieser Saison."

Bei den Konstrukteuren liegt Mercedes um die Winzigkeit von fünf Punkten vor Red Bull. Für den Gewinn des achten Titel in Folge schon am Sonntag und den Ausbau der einmaligen Serie müsste allerdings alles zusammenpassen.

Zumal man bei Red Bull angesichts der Erfahrungen dieser verrückten Saison weiter an seine Chance glaubt. „Der Topspeed passt", hielt Motorsportberater Helmut Marko nach dem Katar-Nackenschlag bei Sky fest: „Wir müssen noch ein Rennen gewinnen. Wir haben in Brasilien und hier unsere Erwartungen nicht erfüllt, dann müssen wir es eben in Dschidda machen." (SID/Red)

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