Yamaha-Testfahrer statt Rücktritt: Das sagt Honda zum Lorenzo-Comeback

12. Feb.
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Foto: GP-Fever.de

Weil Honda Jorge Lorenzo kein vertragliches Fahrverbot für 2020 auferlegt hat, wurde sein Wechsel zu Yamaha erst möglich. Wie bewertet Alberto Puig im Nachhinein diese Situation?

Nach drei Jahren kehrte Jorge Lorenzo jetzt völlig überraschend zu Yamaha zurück. In der neuen Saison ist er als Testfahrer im Einsatz, wird womöglich sogar das eine oder andere Rennen für die Japaner bestreiten. Im Gepäck bringt der dreimalige MotoGP-Weltmeister reichlich Erfahrung von der Konkurrenz mit. Denn die technischen Details von Ducati und Honda sind ihm aus seiner Zeit bei beiden Teams bestens vertraut. Und von diesem Wissen könnte Yamaha jetzt natürlich profitieren.

Pikant an dem Wechsel ist, dass Lorenzo für 2020 eigentlich einen Honda-Vertrag hatte. Dieser Zweijahres-Kontrakt wurde Ende 2019 aufgelöst. Ärgert es Honda-Teammanager Alberto Puig, dass Lorenzo jetzt auf einer Yamaha sitzt und vielleicht sogar Rennen fahren wird? "Ich denke, man muss das von einem einfachen Standpunkt aus betrachten", meint Puig.

"Wir haben den Vertrag nicht gebrochen", sagt der Spanier über die Vorgänge im letzten Herbst. "Wenn ein Fahrer zu uns kommt und sagt, dass er aufhören will, weil er sich nicht mehr verletzen will und nicht mehr die Motivation hat, das Motorrad zu fahren, dann konnten wir nur o.k. sagen."

Keine Vertrags-Klausel und somit kein Start-Verbot

"Das war nicht unsere Intention, denn wir hatten einen Zweijahres-Vertrag. Aber wenn jemand nicht mehr will, was soll man dann machen? Wir von Honda-Seite machen keinen Druck, dass jemand fahren muss, wenn er nicht will. Das war der Vorgang in Valencia. Zu diesem Zeitpunkt war es sein klarer Plan aufzuhören."

"Aus welchen Gründen auch immer er sich dann dazu entschieden hat, weiterzumachen. Aus Honda-Sicht können wir dazu nur sagen, dass jeder mit seinem Leben machen kann, was er will. Wir respektieren das. Wir freuen uns für ihn", äußert sich Puig diplomatisch. "Was wir aus unserer Sicht getan haben, war zu 100 Prozent korrekt. Denn man kann einen Fahrer nicht dazu zwingen mit einem Bike zu fahren, das er nicht will."

"Wenn er sich dazu entscheidet, für Yamaha oder einen anderen Hersteller zu testen, dann ist das sein Leben. Wir legen uns nicht quer. Als Jorge bei uns war, hat Honda alles für ihn getan. Vielleicht war das für ihn nicht genug. Wir haben seine Erwartungen nicht erfüllt. Aber alle im Team und in Japan haben alles versucht. Es hat nicht geklappt, aber wir haben es versucht."

Lorenzo bedankt sich bei Honda-Boss Puig

Kurz nachdem Lorenzo in Valencia das Ende seiner Karriere verkündete, nahm Yamaha-Teammanager Lin Jarvis Kontakt zu ihm auf und bot ihm den Job als Testfahrer an. Hat Jarvis jemals einen Anruf von Puig erhalten? "Nein. Und ich weiß auch nicht, warum ich das sollte. Wir haben nur mit Jorge gesprochen. Die Manager der MotoGP-Teams sprechen tendenziell nur wenig miteinander."

Weil Lorenzo seinen Rücktritt erklärt und seinerzeit in Valencia sagte, zu "99 Prozent" keine Rennen mehr zu fahren, wurde der Vertrag aufgelöst. Hätte er zum Beispiel um eine Vertrags-Auflösung gebeten, um eventuell zu einem anderen Team zu wechseln - wie er es im Endeffekt auch getan hat - hätte sich Honda querlegen können.

"Alberto war immer smart und sehr loyal. Und ich hatte in meinem Honda-Jahr immer seine volle Unterstützung", hält Lorenzo fest. "Auch aus diesem Grund bin ich sehr dankbar, dass sie auf keiner Klausel bestanden haben, dass ich in diesem Jahr nicht ein anderes Motorrad fahren dürfte. Sie hätten das tun können. Aber sie haben es nicht gemacht."

"Deshalb kann ich in meiner neuen Rolle arbeiten. Ich habe von Alberto keinen Anruf erhalten. Aber ich bin immer sehr dankbar für seine Unterstützung 2019. Und dass es diese Klausel nicht gibt, nachdem ich meinen Honda-Vertrag für 2020 gebrochen habe", sagt Lorenzo. Yamaha hat eine Wildcard für das Barcelona-Rennen angemeldet. Ob Lorenzo dort fahren wird, ist aktuell noch nicht bestätigt...

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