Mühlviertel: Das älteste Stück Österreichs

5. Nov.
Outdoors, Gardening, Human

Das Mühlviertel ist das geologisch älteste Stück Österreichs. Seine Hügelketten sind Reste eines Gebirges. Es ist um Jahrmillionen älter als die Alpen und besteht aus reinem Granit. Außerdem ist kaum ein anderer Landstrich Österreichs so dünn besiedelt wie das Mühlviertel. Überall finden sich einzelne, große Granit-Findlinge: Um sie ranken sich Märchen, Sagen und Mythen. Da wäre die Jankusmauer, die sich zu Weihnachten öffnet – doch wer hineingeht, den fängt das Böse. Oder die Bucklweh-Luckn – wer sich durch sie hindurchzwängt, soll für den Rest seines Lebens von Rückenschmerzen befreit sein. 

Granit-Liebhaber

Christian Prückl ist einer, der den Granit spürt. Mit Traktor, Sattelschlepper oder auch mit den bloßen Händen zieht er riesige Granit-Findlinge aus dem Wald, um ihnen in seiner Werkstatt Leben einzuhauchen. Der 59-Jährige lebt zurückgezogen auf einem Hof in Sandl und ist Stein-Bildhauer. Mit Granit hat auch Burgherr Carl Philip Clam-Martinic zu tun. Er lebt in und auf dem Gestein. Die Burg Clam, seit Jahrhunderten im Besitz seiner Familie, ist auf und aus reinem Granit gebaut. Clam-Martinic bewohnt die Burg mit seiner Frau und den drei Kindern. Waren es früher Armeen fremder Länder, gegen die es die Burg zu verteidigen galt, ist es heute eine Heerschar an Holzwürmern, denen man Herr werden muss.

Eine mysteriöse Mumie

Auf wundersame Weise gut erhalten, ist eine Mumie, die in einer kleinen Gruft in St. Thomas am Blasenstein aufbewahrt wird. Der "Lederne Franzl", wie er genannt wird, ist mehr als 250 Jahre alt und gibt der Wissenschaft Rätsel auf. Denn bis heute ist nicht geklärt, warum der Leichnam so gut wie unversehrt ist. Gerlinde Schachinger kümmert sich um die Mumie. Die Mühlviertlerin putzt, kehrt, kontrolliert akribisch Luftfeuchtigkeit und Temperatur des Franzl, damit dieser nicht verfällt – alles ehrenamtlich, weil sie "sein größter Fan" ist.

Mostbauer aus Leidenschaft

In Katsdorf hat Josef Deisinger es sich zum Ziel gesetzt, den ramponierten Ruf des Mostes zu retten. Mittlerweile stehen am und rund um den Deisinger-Hof 300 Obstbäume – darunter alte Sorten wie der Bohnapfel. Alle Bäume werden von der Familie händisch abgepflückt und die Mostkarte des Hofes liest sich wie die eines guten Weinkellers. Doch der Weg dorthin war steinig, sagt der Most-Bauer.

Mini-Dorf mit Geschäftsinn

Im Mühlviertel gibt es Dörfer, die sind unvorstellbar klein. Neundling ist so ein Beispiel. Drei Häuser, drei Familien. Die kleine Dorfgemeinschaft hat vor mehr als zwanzig Jahren beschlossen, mit dem Anbau von Bio-Kräutern zu beginnen. Das raue Klima und die großen Temperatur-Unterschiede von Tag und Nacht würden die Kräuter besonders aromatisch machen, überlegten die Neundlinger. Was als Nebenerwerb begonnen hat, ist mittlerweile die Lebensgrundlage der drei Familien und eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht.

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