Prozess nach Bombenanschlag auf Ex-Frau – „Bin um mein Leben gerannt“

27. Juli
Person, Human, Chair

PETER LINDNER / APA / picturedesk.com

Ein 29-Jähriger muss sich mit einem Komplizen am Landesgericht Klagenfurt verantworten. Den beiden wird vorgeworfen, einen Bombenanschlag auf die Ex-Frau des Hauptangeklagten verübt zu haben.

Eine damals 27-jährige Kärntnerin überlebte einen Bombenanschlag im Oktober 2019 schwerst verletzt. Am Montag sagte sie im Prozess am Landesgericht Klagenfurt aus.

Opfer schildert den Bombenanschlag

Am betreffenden Tag hatte die Frau gerade erst ihren Sohn in die Schule geschickt, als es zwei Mal läutete - ein Klingelzeichen, das sie mit ihrem Postzusteller ausgemacht hatte, wenn dieser ein Paket für sie vor der Tür deponiert hatte. "Schon als ich die Wohnung verlassen habe, hatte ich ein ungutes Gefühl", schildert die dreifache Mutter. Das Paket vor der Tür kam ihr komisch vor, weshalb sie es mit einem Finger anstieß.

"Plötzlich ist ein Zäpfchen an der Außenseite des Pakets aufgestanden und es hat heraus geraucht. Ich habe einmal gehört, dass man bei einer Explosion wegen der Druckwelle von einem Gebäude weglaufen soll. Und deshalb bin ich um mein Leben gerannt", so die 27-Jährige. Ein paar Meter kam sie, dann detonierte die Bombe. "Die Druckwelle hat mich mehrere Meter weit weg geschleudert. Ich habe fürchterlich geschrien, hatte unbeschreibliche Schmerzen", schildert die Frau.

Ihre ersten Gedanken galten aber ihren einjährigen Zwillingen, die noch in der Wohnung schliefen. Sie rappelte sich auf und rannte in die Wohnung, wo sie den Notarzt verständigte. Daraufhin stellte sie sich in die Dusche. Sie wurde ins Landeskrankenhaus Graz geflogen und insgesamt zwölf Mal operiert. 40 bis 50 Prozent ihrer Haut waren verbrannt. Der Bombenanschlag hinterließ großflächige Brandnarben.

Bester Freund als Komplize

Staatsanwältin Tanja Wohlgemuth beschrieb in ihrem Anklagevortrag detailliert, wie sich der Bombenanschlag zugetragen hatte. So sei die zuerst glückliche Ehe des Paares nach sechs Jahren in die Brüche gegangen, der 29-Jährige sei immer wieder aggressiv gewesen. Es gab einen heftigen Sorgerechtsstreit um den gemeinsamen, heute achtjährigen, Sohn. Schließlich habe der Mann beschlossen, die 27-Jährige zu töten, um die Lebensversicherung zu kassieren, die er für seine Frau im Jahr 2017 ohne deren Wissen abgeschlossen hatte.

Er wandte sich an seinen besten Freund, den Zweitangeklagten - beide Männer waren in der Vergangenheit beim Bundesheer beschäftigt, der Komplize des Ex-Mannes sogar noch am Tag der Tat. Der Hauptangeklagte habe seinem Komplizen 100.000 Euro für seine Mitarbeit versprochen. Weil dieser Geldsorgen hatte, habe er schließlich eingewilligt. Die beiden bauten eine "Probebombe", die sie im Sommer 2019 in einem Wald zündeten.

Am Tag der Tat fuhren die beiden Männer mit der Bombe nach Guttaring im Bezirk St. Veit an der Glan, wo die 27-Jährige in einem Mehrparteienhaus wohnte. Sie setzten sich Perücken auf, überklebten die Nummerntafeln des Autos und trennten sich. Der Ex-Mann bezog nahe der Wohnung Stellung, er hatte einen Fernzünder für die Bombe dabei. Sein Komplize platzierte die Bombe - in einem Amazon-Paket mit Adressaufkleber der Frau - vor der Haustür. Dann läutete er bei der 27-Jährigen an.

Ex-Mann: "Es hätte nur kleschen sollen"

Der Ex-Mann spielte den Bombenanschlag in seiner Einvernahme mehrmals herunter. "Es hätte niemand verletzt werden sollen", sagte er, auch hätte die Frau gar nicht vor die Tür gehen sollen. "Ich wollte sie nur erschrecken. Es hätte nur kleschen sollen, damit sie nachdenkt, was sie da tut", spielte er auf den Sorgerechtsstreit an. Die Bombe - gefüllt mit Schwarzpulver, Benzin und Bleikugeln - hätte wie eine "Silvesterbox", die man im Geschäft kaufen kann, explodieren sollen. Überhaupt habe er nur die Bauteile bestellt, zusammengebaut habe sie sein Komplize.

Ganz anders lautete die Version des Komplizen. Er bestätigte, dass er für seine Mitarbeit 100.000 Euro bekommen hätte sollen. Es sei auch definitiv ein Mordanschlag geplant gewesen: "Es war ausgemacht, dass er die Bombe zündet, wenn die Frau sie in die Hand nimmt." Er bereue seine Tat und bestritt auch, dass er die Bombe gebaut habe: "Ich kenne mich ja überhaupt nicht aus mit so etwas."

Die Verhandlung wurde auf Dienstag vertagt. Dann soll auch das Urteil fallen. (APA/Red.)

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